DWD: Deutschland wird bis zu vier Grad wärmer
Berlin (dpa) - Ein Ende der Erderwärmung ist nicht in Sicht. Der Klimawandel wird künftig vor allem in Städten spürbar sein, vor allem durch Wärmestaus. Wetterexperten fordern daher schon jetzt ein Umdenken bei Stadtplanern.
Deutschland erwärmt sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Jahr 2100 um weitere zwei bis vier Grad. Das hätten Klimasimulationen gezeigt, teilte der Wetterdienst am Dienstag in Berlin mit. Außerdem erwarten die Experten trockenere Sommer, nassere Winter und mehr extreme Wetterereignisse. Der Klimawandel habe auch Folgen für die Bauwirtschaft und erfordere ein Umdenken bei Stadtplanern.
Die weiteren Aussichten sind schlecht: Nach Auskunft des DWD war 2010 „kein gutes Jahr“ für den Klimaschutz. „Die Menschheit hat fast 31 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen - ein trauriger Rekord“, sagte DWD-Präsident Gerhard Adrian bei der Pressekonferenz in Berlin. Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Luft steige trotz aller Klimakonferenzen scheinbar unaufhaltsam.
Zugleich trage eine bessere Luftqualität zur Klimaerwärmung bei, erklärte Adrian. In den westlichen Industrieländern sei die Verschmutzung mit Staub und Ruß durch Kraftwerke, Hausbrand oder Verkehr gesunken. „Damit reduziert sich zugleich die abkühlende Wirkung solcher Aerosole“, erläuterte der Experte. Allein dies führe zu einem Anstieg der weltweiten Jahresdurchschnittstemperatur um ein Grad.
Für die Reduzierung von Treibhausgasen gebe es in Deutschland noch erhebliche Potenziale, vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Wasserkraftbranche etwa könne profitieren, wenn sie sich das künftig ungleichmäßiger werdende Wasserangebot durch Speicherung nutzbar mache. „Ab etwa 2050 wird der Klimawandel wahrscheinlich mehr Niederschläge im Winter bringen. Im Sommer könnte es trockener werden“, sagte Adrian. Bei der Solarenergiegewinnung liege Deutschland weltweit aufgrund des wechselhaften Wetters nur im Mittelfeld. Reserven gebe es auch bei der Windenergie, vor allem bei Offshore-Anlagen in der Nordsee oder in Mittelgebirgen und im Alpenraum.
Besonders in Städten werden sich die steigenden Temperaturen ab Mitte des Jahrhunderts durch häufigere Wärmestaus bemerkbar machen. Deshalb müssten Stadtplaner stärker auf Frischluftschneisen, Grün- und Wasserflächen und eine aufgelockerte Bauweise setzen, betonte DWD-Vizepräsident Paul Becker. Fassadenbegrünungen, mehr Bäume und eine Entsiegelung von Flächen könnten außerdem helfen. Auch einzelne Gebäude müssten besser isoliert und vor Starkregen und Stürmen geschützt werden.
Für die Bauwirtschaft habe die Wetterentwicklung aber auch Vorteile: „Unter dem Strich wird der Klimawandel die Bauwirtschaft beim Thema Schlechtwettertage aber voraussichtlich eher entlasten“, erklärte Becker.