Ein Melodram als Geschenk

Aber bitte mit Sahne: Die ARD feiert Udo Jürgens’ Geburtstag mit dem opulenten Zweiteiler „Der Mann mit dem Fagott“.

Düsseldorf. Die ersten Töne, die der kleine Udo dem Klavier entlockt, sind nicht sehr schön. Es klingt wie die im Herbst 1944 häufiger vorbeifliegenden Bomberstaffeln. Udo trägt noch keinen Bademantel, und nur seine Eltern werden von seiner Musik aus ihren Träumen gerissen. So begann also die Musiker-Karriere von Jürgen Udo Bockelmann, der sich später in Udo Jürgens umbenannte, damals auf dem Schloss Ottmanach in Kärnten.

Ach ja? Jedenfalls ist es eine schöne Anekdote. So ergeht es einem oft in diesem zweiteiligen Familien-Abenteuer „Der Mann mit dem Fagott“, das auf dem autobiografischen Roman von Udo Jürgens und Michaela Moritz beruht. Was ist wahr und was nicht? Wie viel Verklärung verbirgt sich hinter Jürgens’ Erzählung? Man könnte fleißig herumrätseln, aber solche Fragen sind in einer melodramatischen Fiktion doch eher Nebensache. Da geht es weniger um bare Münze als um große Scheine, und so beeindruckt der Film vor allem durch Opulenz.

Die üppige Ausstattung, die satten Farben, die kräftigen Spiele mit Licht und Schatten: Offenbar durften sich die Produzenten in diesem elf Millionen Euro teuren ARD/ORF-Gemeinschaftswerk einen schönen Song-Titel von Udo Jürgens zu Herzen nehmen: Aber bitte mit Sahne.

Das erscheint durchaus angemessen. Die Lieder des Österreichers haben sich eingebrannt ins kollektive Gedächtnis. Er sammelte Gold und Platin und spielt noch heute vor vollen Konzertsälen. Am Freitag feiert Udo Jürgens seinen 77. Geburtstag.

Der Film beginnt 1891 auf dem Bremer Weihnachtsmarkt: Heinrich Bockelmann, Udo Jürgens’ Großvater, lauscht einem Fagottspieler, und weil ihm die russische Weise so sanft in die Seele weht (Schauspieler Christian Berkel gibt sein Bestes), entschließt er sich, nach Moskau auszuwandern. 20 Jahre später ist er Bankdirektor geworden.

Im ersten Weltkrieg wird er interniert. Auch sein Sohn Rudi (Ulrich Noethen) wird eingesperrt — von der Gestapo. Rudi ist Bürgermeister, er zweifelt spät an der Nazi-Ideologie, aber er zweifelt. Einem Zwangsarbeiter auf seinem Hof vertraut er die Statue eines Fagottspielers an, die er von seinem Vater erhalten hatte.

Udo Jürgens holt sie Jahrzehnte später in Moskau wieder ab. Der Star spielt sich hier selbst, was eine eher peinliche Szene gibt. Jürgens wäre besser im Hintergrund geblieben, auch so trägt dieser Film ja seine Handschrift: Er arbeitete am Drehbuch mit und schrieb die Filmmusik. Er sprach sich auch für David Rott als Darsteller aus, der den aufstrebenden Udo Jürgens in den fünfziger und sechziger Jahren spielt. Seltsam wird es nur, wenn er singt. Dann hört man die vollere Originalstimme von Udo Jürgens. Ein wenig mehr Mut zu einer eigenen Interpretation hätte sicher auch nicht geschadet. Bei so viel Sahne drumherum.