Ein Revolverheld auf leisen Sohlen
Johannes Strate schlägt mit seinem Solo-Album „Die Zeichen stehen auf Sturm“, das Freitag erscheint, ruhige Töne an.
Düsseldorf. Mit seiner Band Revolverheld hat Johannes Strate es geschafft: Lieder wie „Spinner“ oder „Die Welt steht still“ laufen im Radio rauf und runter. Nun versucht es der 31-Jährige solo. Am Freitag erscheint sein Album „Die Zeichen stehen auf Sturm“ mit intimen, akustischen Liedern, die er in New York, Italien und Reykjavik aufgenommen hat.
„Die Aufnahmen waren ziemlich zeitaufwändig, weil ich die Lieder an den Orten aufgenommen habe, bei denen die Stimmung zu dem jeweiligen Lied passt“, sagte Johannes Strate im Gespräch mit unserer Zeitung. Island finde er besonders melancholisch. Die erste Single-Auskopplung, das gefühlvolle „Es tut mir weh, Dich so zu sehen“, hat der Wahl-Hamburger beispielsweise an einem regnerischen Tag im Apartment eines Freundes in New York eingesungen.
Johannes Strate lädt die Zuhörer sozusagen ins Wohnzimmer ein. „Es sind meine kleinen persönlichen Geschichten, die ich in den Leidern erzähle.“ Damit erklärt Strate auch, warum er nun allein unterwegs ist. Die Lieder seien zu privat für ein Revolverheld-Album. Und auch musikalisch unpassend, zu melancholisch, zu ruhig für die Band. „Das bedeutet aber nicht das Aus der Band, das Solo-Album ist eher eine Zwischenstation“, beteuert Strate.
Der Revolverheld-Sänger hört auch privat gern leise Töne und fördert Nach-wuchssänger mit dem Projekt „Feels Like Home“, bei dem er talentierte unbekannte Künstler, meist aus den USA, zu Konzerten nach Deutschland holt. Er selbst schreibt bereits seit Jahren immer wieder ruhige Songs. „Nun hat mein Herz danach geschrien, diese Lieder zu veröffentlichen“, sagt er.
Die wohl persönlichsten Lieder auf dem Album sind „An Rosalinde“ und „Guten Morgen, Anna“. Letzteres hat Strate offensichtlich seiner Freundin, der Schauspielerin Anna Wolfers, gewidmet. Reden möchte er darüber nicht. „Der Titel spricht ja für sich“, meint Strate.
Für die Revolverheld-Single „Keine Liebeslieder“ hatte Strates Freundin in dem Video mitgewirkt, in einer Boulevard-Zeitung gaben die beiden ein „Liebes-Interview“, doch der Musiker spricht inzwischen nicht mehr über seine Beziehung. Der Klatsch und Tratsch nerve ihn.
Über seine Familie spricht er indes gern. „Mein Vater ist mein großes Vorbild“, sagt Strate bewundernd. Mit ihm, ebenfalls Sänger und Gitarrist, hat Strate den einzig nicht selbst geschriebenen Titel „An Rosalinde“ als Duett gesungen — im Wohnzimmer der Eltern. Das Lied habe ein Ehepaar aus seinem Geburtsort, Worpswede bei Bremen, geschrieben. „Es erinnert mich an meine Kindheit“, sagt Strate. Sein Vater habe das Lied häufig gesungen.
Solo geht es für den Familienmenschen Strate nun auf Tour. „Das ist ziemlich aufregend, als Band kann man sich über alles austauschen. Nun bin ich mit meinen Gedanken allein.“ Nur eines könne anstrengend werden: Dass man bei jedem Lied, bei jedem Auftritt, immer wieder „durch die Emotionen durch muss.“