Prozess gegen Jackson-Arzt eröffnet - erster Zeuge angehört (mit Video)

Der Prozess gegen Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray ist eröffnet. Er soll den Popstar fahrlässig getötet haben. Der erste Zeuge charakterisiert Jackson als schwach und unsicher.

Los Angeles (dpa). Zwei Jahre nach seinem Tod steht Popstar Michael Jackson wieder im Rampenlicht: Im Prozess gegen seinen Leibarzt Conrad Murray soll geklärt werden, wer für sein plötzliches Ableben verantwortlich ist - Murray oder Jackson selbst.

Der Mediziner ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Der 58-Jährige habe den Musiker mit einer Medikamentenüberdosis getötet, so die Anklage. Der Sänger habe seinen Tod selbst herbeigeführt, konterte die Verteidigung in dem am Dienstag eröffneten Prozess.

Nach Angaben der Gerichtsmediziner führte eine „akute Vergiftung“ mit dem Narkosemittel Propofol, dessen Wirkung durch Beruhigungsmittel noch verstärkt wurde, zum Tod des Sängers. Propofol wird eigentlich nur vor Operationen oder auf der Intensivstation im Krankenhaus gespritzt und erfordert die ständige Überwachung des Patienten. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Murray vier Jahre Haft.

Jackson starb am 25. Juni 2009 im Alter von 50 Jahren. Er hatte den Herzspezialisten kurz zuvor eingestellt. Für monatlich 150 000 Dollar sollte er den „King of Pop“ für eine Konzertreihe fit machen.

Der Jackson-Clan war beim Auftakt des Prozesses in großer Besetzung erschienen. Die hochbetagten Eltern Joe und Katherine wurden von den Geschwistern La Toya, Janet, Randy, Jermaine und Tito begleitet. Die drei Kinder des Sängers, die bei der Großmutter aufwachsen, fehlten. Dem Magazin „Gala“ sagte Katherine, Prince (14), Paris (13) und Blanket (10) hätten den Verlust ihres Vaters noch nicht überwunden.

Hunderte Schaulustige, Fans aber auch einige Menschen, die Murray in Schutz nahmen, drängten sich mit Dutzenden Reportern vor dem Gericht. Der Prozess wurde im Fernsehen und im Netz live übertragen.

Staatsanwalt David Walgren warf Murray „grobe Fahrlässigkeit“ vor. Die Verteidigung konterte, Jackson habe den tödliche Medikamentenmix ohne Wissen des Arztes eingenommen. Der Sänger habe unter extremen Schlafstörungen gelitten, sagte Verteidiger Ed Chernoff.

Die zwölf Geschworenen und Jacksons Familie bekamen gleich zu Beginn ein Foto des leblosen Sängers auf einer Krankentrage zu sehen. Staatsanwalt Walgren legte wiederholt nahe, Murray habe seinen Patienten mit Narkose- und Schlafmitteln zu Tode betäubt.

Jackson sei wenige Tage vor seinem Tod bei Konzertproben schwach und unsicher gewesen, gab Regisseur Kenny Ortega als erster Zeuge an. Er habe sich um Jackson große Sorgen gemacht, sagte Ortega, der für die geplante „This Is It“-Tournee des Sängers verantwortlich war.

Der Richter hat vier bis fünf Wochen für den Prozess veranschlagt. Als weitere Zeugen werden Mediziner, Ermittler und Mitarbeiter Jacksons erwartet. Möglicherweise tritt auch der älteste Sohn des Sängers in den Zeugenstand. Er war zuhause, als Sanitäter versuchten, den Popstar in dessen Schlafzimmer wiederzubeleben.