„Ein unbeschreibliches Gefühl“

Erleichtert nehmen die Mitarbeiter in Köln und Düsseldorf die Rettung auf.

Düsseldorf/ Köln. Als die erlösende Nachricht schon längst über die Medien gegangen ist, sind Claudia Schmitz und Gudrun Möde nach außen ruhig. "Wir warten ab, bis uns das jemand offiziell mitteilt", sagt Möde. "Wir haben zu oft erlebt, dass man sich zu früh gefreut hat."

Die beiden Verkäuferinnen stehen in der Wäsche-Abteilung bei Karstadt in Köln. Gerade kam das grüne Licht für die Rettung: Der Kaufvertrag mit Investor Nicolas Berggruen kann in Kraft treten.

Seit 30 Jahren arbeiten Schmitz und Möde bei Karstadt. "Das ist hier wie eine Familie. Wir kennen uns gegenseitig besser als unsere Männer", sagt Möde. Schmitz (45) hat schon ihre Ausbildung bei Karstadt gemacht. Im Laufe der Jahre sei sie mit dem Unternehmen verwachsen.

Umso schlimmer waren die Hängepartie, die Angst um den Arbeitsplatz. "Im Geschäft haben wir uns nichts anmerken lassen", sagt Möde (51). "Da mussten wir eher die Kunden beruhigen als umgekehrt."

Durch den Lautsprecher wird eine Zahl durchgesagt - in der "Kaufhaus-Geheimsprache". "Da - jetzt wird einer vom Betriebsrat nach oben gerufen. Vielleicht sagt uns dann gleich einer was", meint Möde.

Wenn Berggruen erst mal am Ruder ist, werde sich hoffentlich einiges ändern, sagt Schmitz. "Vielleicht setzt sich der Vorstand dann mal mit den Verkäuferinnen zusammen und fragt nach unserer Meinung." Denn am Sortiment und an der Präsentation müsse was geändert werden, da haben die Frauen schon Ideen. "Wer weiß besser als die Verkäufer, was die Kunden wollen?"

In dem Moment kommt der Kollege aus der Spielwarenabteilung herüber und raunt: "Hört mal, die Sache ist in trockenen Tüchern. Wirklich!"

Das Karstadt-Haus an der Düsseldorfer Schadowstraße hat in seiner 58-jährigen Geschichte schon viel erlebt: Wirtschaftswunder, Euro-Umstellung, Sanierungen. Dass aber alle Kunden klatschen, das hat es noch nicht gegeben. Am Morgen wird im Kaufhaus die wahrscheinlich schönste Durchsage aller Zeiten gemacht: "Karstadt ist gerettet".

"Das Gefühl ist unbeschreiblich", sagt Andreas Scholten. Seit 25 Jahren arbeitet er bei Karstadt, ist zuständig für die Kassenplanung. Die Zukunft sieht er positiv: "Wir sind hier in Düsseldorf sehr gut aufgestellt."

416 Arbeitsplätze standen auf der Kippe. "Nach all den Hiobsbotschaften ist uns eine große Last von den Schultern gefallen", meint Stephanie Venjacob vom Betriebsrat.

Viele Düsseldorfer kaufen schon sehr lange bei Karstadt ein und sind genauso froh über die Rettung: "Ich komme seit 40 Jahren hier hin, das wäre furchtbar gewesen, wenn dieses alteingesessene Geschäft kaputt gegangen wäre", sagt Erika Spix.