Eine Ode an den Thüringer Kloß

Fritz Wagner kocht und isst gern — am liebsten die runde Spezialität aus seiner Heimat, der er jetzt ein Lied gewidmet hat.

Zella-Mehlis. Der 14-jährige Fritz Wagner liebt Thüringer Klöße. Wohl deshalb wirkt der Lockenkopf aus Zella-Mehlis so überzeugend, wenn er den Song „Thüringer Klöße“ schmettert. Dass dieses Lied über die Leib- und Magenspeise vieler Thüringer aber ein Hit im Internet würde, damit habe keiner gerechnet, sagt Fritz, Sänger bei der Volksmusikgruppe Original Rennsteigspatzen.

„Wir haben das Video einfach mal ins Internet gestellt“, erzählt der Komponist und Musikproduzent Frank Kadanik. Mehr als 1,1 Millionen Mal ist der Song — so richtig zum Mitsingen und Schunkeln geeignet — seit August bei Youtube angeklickt worden.

„Für Klöße gehe ich meilenweit“, bekennt Fritz. Das Nationalgericht der Thüringer wird aus rohen und gekochten Kartoffeln gemacht — mit regionalen Varianten. In Südthüringen, wo Fritz wohnt, heißen sie „Hütes“. „Es ist schon beeindruckend, wie viele Menschen sich das Lied angesehen haben“, meint der Schüler.

Vor einem Jahr hat Fritz bei den Rennsteigspatzen noch das „Ave Maria“ gesungen. Wegen seines Stimmbruchs brauchte er ein neues Lied — und besang sein Lieblingsgericht. Zwar kann der junge Thüringer bei den Internet-Klicks nicht mit den Songs von Popstars mithalten, die mit neuen Hits die Millionengrenze in ein oder zwei Tagen brechen. Für einen Heimat-Song ist die Zahl jedoch enorm.

Um so größer war das Entsetzen bei Fritz und seinen Vertrauten, als das Lied bei Youtube kürzlich für drei Tage gesperrt wurde. „Ein pures Missverständnis“, wie Komponist Kadanik sagt. Er hatte Youtube per Mail gebeten, mehrere Kopien zu entfernen. „Dabei ist ein Fehler passiert und auch unser Original entfernt worden.“

Das Lied sei Fritz, der auch gerne kocht, wie auf den Leib geschneidert, sagt Kadanik, der seit elf Jahren die Rennsteigspatzen betreut. Das Lied hatte er griffbereit in der Schublade liegen. Den Text dazu schrieb die Grundschullehrerin Anette Seugling vor einigen Jahren für die Gruppe — „buchstäblich beim Klößemachen an einem Sonntagmorgen in meiner Küche“.

Kurzerhand wurde auf dem nahen Domberg in Suhl der Videoclip gedreht. Noch etwas ungelenk marschiert der Junge darin im Folklore-Look umher und preist das Nationalgericht an. Die Aufnahmen hätten viel Spaß gemacht, sagt Fritz. Die meisten seiner Klassenkameraden freuten sich mit ihm über seinen Erfolg.

Seit Dezember sind „Thüringer Klöße“ auch auf Download-Portalen im Internet zu haben. Etwa 4000 Mal ist der Song nach Angaben von Kadanik für jeweils 99 Cent bisher heruntergeladen worden. „Wir haben das Lied wohl etwas zu spät auf diese Portale gestellt. Reich sind wir damit bisher nicht geworden.“

Klöße, Bratwurst, Rennsteig: Mit diesen drei Dingen wird Thüringen neben Wintersport und Weimarer Klassik häufig verbunden. Das Rennsteig-Lied von Herbert Roth über den gleichnamigen Kammweg ist seit Jahrzehnten die heimliche Hymne der Thüringer. Warum also nicht ein Lied über Thüringer Klöße? Der erste Versuch ist es nicht. Der Dichter Rudolf Baumbach (1840 — 1905), von dem auch der Text für das Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ stammt, hat schon das „Lied vom Hütes“ geschrieben.

Fritz hofft nun, dass sein Kloß-Lied mal zu einem Hit wie das Rennsteig-Lied avanciert. „Mit etwas Glück könnte es so etwas werden“, ist er überzeugt.