ElBaradei tritt nach blutigen Unruhen als Vizepräsident zurück
Kairo/Istanbul. Nach blutigen Unruhen und der Verhängung des Notstands in Ägypten hat der Nobelpreisträger Mohammed ElBaradei sein Amt als Vizepräsident niedergelegt. „Ich habe meinen Rücktritt eingereicht, weil ich nicht die Verantwortung für Entscheidungen, mit denen ich nicht einverstanden bin, tragen kann“, sagte er nach einem Bericht des Nachrichtensenders Al-Arabija.
Die Polizei hätte die Protestlager der Islamisten in Kairo nicht mit Gewalt räumen müssen. Es seien noch nicht alle friedlichen Alternativen ausgeschöpft gewesen, erklärte ElBaradei. „Bedauerlicherweise werden diejenigen, die zu Gewalt und Terror aufrufen, von dem, was heute geschehen ist, profitieren“, heißt es in dem Rücktrittsschreiben ElBaradeis an Übergangspräsident Adli Mansur, das vom staatlichen Nachrichtenportal Al-Ahram veröffentlicht wurde.
Bei den Ausschreitungen wurden landesweit mindestens 149 Menschen getötet und 1403 verletzt. Das meldeten die staatlichen Medien unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden. Es wurde jedoch eine weiter steigende Zahl der Opfer befürchtet. Die meisten Opfer gab es demnach nicht in den von der Polizei geräumten Protestlagern von Anhängern des islamistischen Ex-Präsidenten Mohammed Mursi in Kairo. Laut Gesundheitsministerium wurden im Zeltlager im Stadtteil Nasr-City 36 Menschen getötet, im Protestlager im Bezirk Giza waren es den Angaben zufolge 12 Menschen. dpa