Elf Tote bei Flugzeugabsturz in Belgien
Brüssel (dpa) - Bei einem Flugzeugabsturz in Belgien sind zehn Fallschirmspringer und der Pilot der Maschine ums Leben gekommen. Keiner an Bord überlebte am Samstag das Unglück südöstlich von Brüssel.
Augenzeugen berichteten, bei dem Kleinflugzeug sei die Tragfläche oder ein Teil der Tragfläche abgerissen, dann sei es im Kreis trudelnd abgestürzt. Der belgische Generalstaatsanwalt Philippe Dulieu sagte am Abend nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga: „Nach Augenzeugeberichten sind die Probleme schon kurz nach dem Start aufgetreten“.
Die Opfer, zehn Männer und eine Frau, seien zwischen 21 und 40 Jahre alt, sagte Belgiens Innenministerin Joëlle Milquet. Viele der Opfer hätten kleine Kinder. Dieselbe Maschine war bereits vor 13 Jahren abgestürzt, schon damals hatte es laut Medienberichten Tote gegeben.
Die Maschine vom Typ Pilatus PC-6 „Turbo Porter“ war am Samstagnachmittag nahe der Stadt Namur auf ein Feld gestürzt. Die Opfer stammen dem Radio RTBF zufolge aus den benachbarten Orten Gembloux, Fleurus und Namur. Familien und Freunde trafen am Sonntag in Gelbressée zur gemeinsamen Trauer zusammen, berichtete Belga. Am Samstagabend hatten der belgische Premierminister Elio Di Rupo und König Philippe den Unglücksort besucht und mit Angehörigen gesprochen. Die Ursache des Unfalls war zunächst noch völlig unklar.
Namurs Bürgermeister Maxime Prevot sagte entgegen seinen ersten Angaben, dass der Flug nicht Teil einer Geburtstagsfeier war. Die Teilnehmer seien erfahrene Fallschirmspringer gewesen.
Es war schon der zweite Absturz der Unglücksmaschine, teilte die belgische Behörde für Flugunfalluntersuchungen am Sonntag mit. Im März 2000 sei die Maschine in Moorsele 90 Kilometer westlich von Brüssel kurz nach dem Start verunglückt. Damals waren zwei Menschen ums Leben gekommen, wie der belgische Rundfunk RTBF zitierte. Luc Blendeman von der Flugunfallbehörde betonte, dass es zwischen beiden Unfällen keinen Zusammenhang geben müsse. Ein rundum erneuertes Flugzeug sei technisch mit einer nie verunglückten Maschine zu vergleichen, zitierte ihn Belga.
Das Flugzeug war am gut zehn Kilometer entfernten Flughafen Temploux gestartet, Angehörige und Freunde hatten dort auf die Fallschirmspringer gewartet. „Der Notruf ging bei uns um 15.40 Uhr ein“, sagte der Feuerwehrmann Michel Doumont aus Namur. „Als wir ankamen, brannte das Flugzeug und war komplett auseinandergebrochen.“ Die Opfer hätten keine Chance gehabt, hieß es. Es seien drei geöffnete Fallschirme gefunden worden, drei der Insassen hätten demnach offenbar noch versucht, sich mit einem Sprung zu retten, sagte der Bürgermeister der benachbarten Stadt Fernelmont, Jean-Claude Nihoul.
Am Unglücksort wurden Hunderte weit verstreute Trümmerteile eingesammelt. Es komme extrem selten vor, dass eine Tragfläche beim Flug abbreche, sagte Jens Friedemann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) am Sonntag in Braunschweig. Mögliche Ursachen seien der Zusammenstoß mit einem Hindernis, eine Überlastung des Flugzeugs, Vorschäden oder auch mangelhafte Wartung. „Zum Absturz in Belgien lässt sich da aber noch nichts sagen.“
Ein Ergebnis sei bei solchen Ermittlungen erst nach einigen Wochen zu erwarten. „Zuerst wird die Unfallstelle untersucht“, erklärte Friedemann. „Wo und in welcher Entfernung vom Flugzeug lagen die Teile? Gibt es erste Hinweise auf die Ursache, zum Beispiel verdächtige Bruchstellen?“ Einzelne Teile würden im Labor näher untersucht. In die Analyse flössen zudem die Radardaten der Flugsicherung zu Höhe und Geschwindigkeit des Flugzeuges ein und - wenn vorhanden - die Werte aus Datenträgern der Maschine wie etwa des Navigationssystems. Der belgische Fallschirmspringer-Verband hat bis Jahresende alle Sprünge abgesagt.