Schauspielerin Catherine Deneuve: „Ich bin einfach gestrickt“

Catherine Deneuve gilt als unnahbare Diva. Am Dienstag wird sie 70 Jahre alt und spricht offen über ihr Alter.

Paris. Die dunklen Augen lächeln und die tiefer liegenden Grübchen verleihen ihrem Gesicht Weichheit. Catherine Deneuve wirkt offener. Ihre maskenhafte Schönheit ist zugänglicher geworden. Viele Jahre lang galt Frankreichs Kino-Diva als undurchschaubar, unnahbar. „Die Leute haben von mir das Bild einer komplizierten, eiskalten Frau. Das ist falsch“, sagte die Schauspielerin, die am Dienstag 70 Jahre alt wird. „Ich bin einfacher gestrickt, als man glaubt.“

Unwiderstehlich, jedoch unberührbar — so wie die marmorne Statue der französischen Nationalfigur „Marianne“, die 1985 ihr ebenmäßiges Gesicht bekam. Das war das Bild, das der Star in mehr als 45 Jahren aufgebaut hat. „Ich verstecke mich“, sagte sie noch vor wenigen Jahren in Cannes auf dem Film-Festival.

Deneuve steht den Journalisten nur ungern Rede und Antwort, auch wenn in den vergangenen Monaten in der französischen Presse öfters Interviews mit ihr zu lesen waren. Erstaunlich offen gab sie sich auch Anfang September in dem Magazin „Paris Match“. Darin sprach sie über ihre Karriere, aber auch über ihr Alter. „Ich bin mir meines Alters nicht bewusst. Ich werde nicht gegen etwas kämpfen, das unvermeidbar ist“, sagte sie. Sie wolle so elegant wie möglich alt werden. Zudem mag sie das Wort altern nicht. „Ich bevorzuge groß werden“, erklärte sie.

Groß geworden ist die Schauspielerin tatsächlich. Die Pariserin hat in mehr als 100 Filmen mitgespielt. In über vier Jahrzehnten hat sie es geschafft, sich auf kein Genre und kein Stereotyp festzulegen. In dem Psychothriller „Ekel“ von Roman Polanski spielt sie eine junge Schizophrene. Für Luis Buñuel schlüpfte sie in „Belle de Jour“ (Schöne des Tages) in die Rolle einer masochistisch-unkeuschen Hausfrau, die sich prostituiert, um Geld zu verdienen.

Zu ihren größten Erfolgen zählt das Meisterwerk „Die letzte Metro“ von François Truffaut aus dem Jahr 1980. Für ihre Rolle als Marion Steiner, die ihren jüdischen Ehemann unter der Bühne versteckt, während sie sein Stück spielt und sich in ihren Bühnenpartner verliebt, erhielt sie den César als beste französische Schauspielerin.

Das Bild des ewig Weiblichen und der unnahbaren Blonden schuf der Regisseur Roger Vadim. Er entdeckte das Talent der 17-Jährigen. Der damalige Ehemann von Brigitte Bardot („BB“) führte sie in den Jetset ein und machte aus ihr die „Keuschheit voller Sex-Appeal“. „Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, so weit wie möglich zu gehen. Nicht um zu provozieren, sondern aus Neugierde“, sagte sie „Paris Match“.

Ihren eigenen Weg ging sie schon sehr früh. Mit 20 Jahren wurde sie im Frankreich der Vor-68er-Jahre alleinerziehende Mutter. Der Vater ihres Sohnes Christian: Frauenheld Vadim. Von 1965 bis 1972 war sie mit dem britischen Modefotografen David Bailey verheiratet. Anschließend lebte sie mit dem Schauspieler Marcello Mastroianni zusammen, von dem sie 1972 Tochter Chiara bekam. „Ich bin nicht gegen die Ehe, aber sie hat mich nie interessiert“, sagt sie später einmal. Deneuve bleibt ein Geheimnis.