Tebartz-van Elst: Der Skandal lockt Touristen an

Während Tebartz-van Elst in Rom weilt, zieht es viele Schaulustige zur Bischofsresidenz.

Limburg. Ohne Zweifel, es ist hübsch hier. In den verwinkelten Gassen der Limburger Altstadt spiegelt sich die Sonne in den Fenstern der kleinen Häuschen. Sie schmiegen sich wie schiefe Zähne an den Domberg. Viel Fachwerk, viel Schnörkel, viel Liebliches gibt es hier zu bewundern. Doch die Scharen von Menschen, die in diesen Tagen nach Limburg fahren, kommen nicht wegen der Schönheit her, sie kommen wegen Franz-Peter Tebartz-van Elst und seines „Protzbaus“.

Der Bischof und die gestiegenen Kosten seiner neuen Residenz bescheren der Stadt einiges an Aufmerksamkeit. „Es kommen deutlich mehr Touristen her als sonst üblich im Herbst“, sagt der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU). Viele Menschen würden auf der nahen Autobahn das Schild Limburg sehen und spontan abfahren.

Die Altstadt ist daher auch werktags voller Fußgänger. Vor dem Gasthaus „Zum Batzewert“ lockt eine Tafel mit „Heute Bischofsknödel 6,20 Euro“. Die rustikale Schankstube ist gut gefüllt, am Tresen sitzen ältere Herren über dem ersten Bier, sonores Kneipengemurmel ist zu hören.

Es verstummt, als im Radio die Nachrichten vorgelesen werden. Der Bischof warte immer noch in Rom, in Limburg fotografierten die Touristen seine Residenz, sagt die Sprecherin. Das Thema beherrscht die Stadt bis in die Ecken ihrer Kneipen. Susanne Karfmann steht hinterm Tresen und zapft Bier. Nein, die Knödel habe es auch schon vorher gegeben, das Rezept stamme vom Vorbesitzer des „Batzewerts“, aber ja, gerade seien sie sehr gefragt, erzählt sie. Und der Bischof? Er tue ihr schon ein bisschen leid, sagt sie. „Wenn einer am Boden liegt, soll man net noch weitertreten.“

Eine Gasse weiter, in einem anderen kleinen Häuschen, probiert Fritz Schlund ein Stückchen Apfelstrudel. Er ist einer von jenen, die wegen des Bischofs hergekommen sind. Er wohne in Mecklenburg-Vorpommern, man sei gerade auf Deutschlandtour, erzählt er. Auf dem Weg von der Autobahn in die Lahnstadt habe er sich noch sehr aufgeregt über den Prunk und die Verschwendung. So sehr, dass er überlegt habe, der katholischen Kirche für immer den Rücken zu kehren.

Aber dann im Dom sei die Wut weg gewesen. „Ich bin immer noch tief bewegt“, sagt er. Die Schönheit der Stadt überwältige ihn. „Am Domberg sieht man überall beste Handwerkstradition. Da ist höchster Geschmack am Werk.“

Die meisten Teilnehmer der Führungen durch die Altstadt fragten nun als Erstes, wann man denn rauf zum Domberg gehe, sagt Stadtrat Stanke. Man muss durch die kleinen Gassen, an einem Edelstein-Geschäft vorbei, noch ein paar Stufen hoch, dann ragen sie plötzlich vor einem empor, der Dom und rechts daneben der Bischofssitz.

Ein Mann geht an der Mauer der Trutzburg vorbei und schimpft auf Oberbayerisch. Andreas Brunner sagt, dass er mal katholisch gewesen sei, sogar vom damaligen Münchner Erzbischof Ratzinger gefirmt wurde („Des is a so a elender Mensch“). Nun ist er zu Besuch in der Region. Er habe sich den Sitz noch viel größer vorgestellt. Aber: „Im Prinzip ist es nur hässlich.“