Emma Thompson: „Das ist eine kollektive Psychose“
Interview: Emma Thompson redet über den Schönheitswahn und verrät, warum sie als Kind einmal von zu Hause ausgerissen ist.
Mrs. Thompson, warum hat man Sie zuletzt so selten im Kino gesehen?
Thompson: Weil ich Mutter bin. Da passt es nicht so gut, immer weg zu sein an einem Filmset. Deshalb nehme ich meistens kleine Rollen mit nur einem Drehtag an. Oder ich wähle Filme, die in London gedreht werden. Wir sind nicht die Sorte Familie, die einfach mal sagt: "Lasst uns alle nach Utah gehen!" Ich denke schon manchmal: dies oder das hätte ich gerne gespielt. Aber ich mache eben etwas anderes stattdessen.
Thompson: Regeln sind wichtig, auch für mich selbst übrigens. Aber Kinder brauchen unbedingt Regeln, wenn sie glücklich werden wollen. Allerdings müssen sie angemessen sein und eingehalten werden.
Thompson: Nein, sie hat meine Süßigkeiten aufgegessen, und das hat mich so aufgebracht, dass ich abgehauen bin mit sechs Jahren - und meine Schwester mitgenommen habe. Wir sind nicht weit gegangen und bald wieder zurück gekommen. Aber dramatischer geht’s wohl kaum.
Thompson: Ich mag das Musical und die literarische Vorlage von George Bernhard Shaw. Aber nicht den Film. Audrey Hepburn ist in der Rolle überhaupt nicht mein Fall, ich finde den Film theatralisch, plump und voller falscher Emotionen. Aber der Stoff ist toll, deshalb habe ich zugesagt, als man mir das anbot.
Thompson: Nein, ich bin nicht eitel. Ich habe viele schreckliche Eigenschaften, aber Eitelkeit gehört nicht dazu. Ich weiß auch nicht warum, aber ich schaue nicht dauernd in den Spiegel. Allerdings fühle ich mich gerne gesund. Deshalb halte ich mich fit und mache viel Sport. Aber nicht aus Eitelkeit, sondern weil ich mich in meinem Körper wohl fühlen möchte.
Thompson: Niemals. Das ist doch eine kollektive Psychose, unser Widerstand gegen das Alter und den Tod. Und nach meinem Eindruck nehmen die Angriffe auf das weibliche Aussehen sogar noch zu. Ich verstehe gar nicht, woher das kommt. Aus den Frauenzeitschriften? Ich glaube nicht, dass Männer uns alle in Größe 0 sehen wollen. Julie Christie, eine der schönsten Frauen der Welt, sagte mir einmal: "Wenn Du da lebst, wo alle in Deinem Alter zehn Jahre jünger aussehen als Du, dann lässt Du Dich auch operieren." So hatte ich das noch nicht betrachtet. Aber ich lebe eben in London, nicht in Hollywood.
Thompson: Die habe ich, absolut, sogar heute noch mehr. Weil ich soviel dazu gelernt habe in den letzten 30 Jahren. Aber ich wähle meine Filme jetzt sehr sorgfältig aus. Wenn man jung ist, kann man alles mal ausprobieren, Fehler machen. Man hat ja alle Zeit der Welt. Aber ich bin jetzt 50, da bleibt nicht soviel Zeit. Ich kann nur noch Sachen machen, von denen ich wirklich überzeugt bin, die mir hundertprozentig Spaß machen.