Erfolg: Aus dem Kloster in die Pop-Charts

Mit gregorianischen Chorälen haben Mönche Amy Winehouse und Madonna hinter sich gelassen.

Wien. In seiner mehr als 800-jährigen Geschichte hat das Zisterzienser-Kloster Stift Heiligenkreuz im Wienerwald schon einiges erlebt. Bis zu 300 000 Touristen besuchen jedes Jahr die Mönche und im vergangenen Jahr war sogar Papst Benedikt XVI. zu Gast. Auch der Oscar-Erfolg von Florian Henckel von Donnersmarck, dem Neffen des Abtes, hinterließ seine Spuren im Kloster.

Doch das, was jetzt auf die Gemeinschaft zurollt, hat noch einmal ganz andere Dimension. Mit ihrer CD "Chant - Music for Paradise" erobern die Mönche weltweit die Popcharts und ziehen mühelos an Musikgrößen wie Madonna oder Amy Winehouse vorbei. Bislang wurden schon mehr als 200 000 Alben verkauft.

Im Kloster selbst ist davon wenig zu spüren: "Der Tagesablauf ist seit 1133 gleich, daran hat auch die CD nichts geändert. Das Kloster wurde nicht von Fans gestürmt", berichtet Kantor Pater Simeon Wester. Man habe die Öffentlichkeitsarbeit so geregelt, dass die Brüder in Ruhe ihrem Tagwerk nachgehen können. "Beim Papstbesuch haben wir erste Erfahrungen gesammelt. Es wurden Mitglieder des Konvents ausgewählt, die in Talkshows gehen oder Interviews geben."

Entstanden ist das Erfolgsprojekt eher durch Zufall: "Wir haben erst am letzten Tag von einem Wettbewerb erfahren, bei dem Universal und die BBC nach den besten kirchlichen Stimmen gesucht haben. Daraufhin haben wir uns in einer E-Mail mit dem Link zu unserem Video auf Youtube beworben. Einen Tag später hatten wir den Plattenvertrag", erzählt der gebürtige Rheinländer Wester.

Mit der CD gehe es den Mönchen nicht in erster Linie um Musik. "Die gregorianischen Choräle sind gesungene Gebete und das Album ist für uns eine Möglichkeit, etwas vom Glauben und der Freude an die Menschen weiterzugeben, die auf der Suche nach einer tieferen Spiritualität sind. So spricht aus geistlicher Sicht nichts gegen diese Art von Öffentlichkeitsarbeit", erklärt der Kantor.

Als Schwerpunkt der Produktion haben die Mönche mit dem Requiem einen Teil ihrer Begräbnisliturgie ausgewählt. Aufgenommen wurde das Album vor Ort im Kloster - ohne technische Spielereien. "Das haben wir strikt abgelehnt, weil es nicht zu den gregorianischen Chorälen passt."

Mit dem Geld, das die Mönche mit ihrer CD verdienen, wollen sie die Ausbildung von Priestern im Kloster finanzieren. "Wir haben 16 Studenten aus Vietnam, Sri Lanka und Nigeria. Ihnen den Aufenthalt und das Studium zu ermöglichen, birgt hohe Kosten für uns. Durch den Erlös des Albums wird der Etat des Konvents nicht so belastet", freut sich Pater Simeon, der eine Tournee aber kategorisch ausschließt.