Transsexueller bringt gesundes Mädchen zur Welt

Thomas Beatie, weltweit bekannt geworden als "der schwangere Mann", hat am Donnerstag eine "süße Tochter" zur Welt gebracht.

Washington (dpa). Das Baby, das ein Transsexueller in den USA zur Welt gebracht hat, stand schon lange vor seiner Geburt im Rampenlicht. Der "schwangere Mann" Thomas Beatie, der biologisch noch eine Frau ist, ließ sich in der populären TV-Show von Oprah Winfrey bereitwillig seinen Bauch befühlen und gab Auskunft über sein Sexleben.

Auch Fragen nach der genauen Beschaffenheit seiner Geschlechtsorgane beantwortete der 34-Jährige bereitwillig. Im Vergleich dazu verlief die Niederkunft des Mannes im Frauenkörper geradezu im Stillen. In der abgelegenen Ortschaft Bend im US-Staat Oregon brachte Beatie das Kind zur Welt - ganz ohne TV-Kameras und Medienrummel.

Das Einzige, was die amerikanische Öffentlichkeit erfuhr, war, dass es ein Mädchen ist. "Sehr süß, wirklich hübsch", entlockte der TV-Sender ABC einem Insider. Nicht einmal, ob die Kleine per Kaiserschnitt oder doch "ganz normal" zur Welt kam, konnte endgültig geklärt werden.

Während der glückliche Beatie von einer normalen Geburt sprach, berichteten einige US-Medien von einem Kaiserschnitt. Geradezu verschlossen gab sich der junge Mann im Wochenbett. Vater und Tochter gehe es gut, vertraute er der US-Zeitschrift "People" an.

Die Nachricht über den "schwangeren Mann" hatte vor Monaten weltweit Schlagzeilen gemacht. Auch die Bilder des jungen Mannes mit dickem Bauch und Sonnenbrille gingen um die Welt. "Wie es sich anfühlt, als Mann schwanger zu sein? Unglaublich", bekannte er. "Ich werde der Vater meiner Tochter sein, Nancy (seine Ehefrau) die Mutter. Eine ganz normale Familie", beharrte der Schwangere.

Seine Geschichte hat Beatie dem Schwulenmagazin "The Advocate" erzählt. "Ein transsexueller Mann kann schwanger werden, weil er die gleichen Organe hat wie eine Frau", erklärte eine Geburtshelferin aus Los Angeles der staunenden Öffentlichkeit. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Beatie hat zwar keine Brüste mehr, die Geschlechtsumwandlung aber nicht vollends durchlaufen. Er behielt Gebärmutter und Eierstöcke und ist damit biologisch noch immer eine Frau.

Der Weg von der Frau zum Mann war nicht einfach: Zunächst hatte sich Beatie vor mehreren Jahren die Brüste entfernen lassen. Zudem begann er eine Therapie mit dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Vor dem US-Gesetz gelte er seitdem als Mann. "Mal davon abgesehen, dass in mir ein Leben heranwächst, geht es mir gut, und ich bin überzeugt, ein Mann zu sein", bekannte der Transsexuelle.

Obwohl Beatie die weiblichen Geschlechtsorgane noch in sich trägt, war der Weg zur Schwangerschaft schwierig: Zunächst musste er seine Testosteron-Therapie abbrechen. Acht Jahre hatte er das männliche Hormon, das seinen weiblichen Zyklus unterdrückte, zu sich genommen. Das Aussetzen der Therapie sei "keine leichte Entscheidung" für ihn als Transsexuellen gewesen.

Doch vier Monate nach Ende der Therapie habe seine Menstruation wieder begonnen. Da wusste er, dass er mit einer künstlichen Befruchtung schwanger werden konnte. Eigentlich wollte Ehefrau Nancy, mit der Beatie seit zehn Jahren zusammenlebt, das Kind zur Welt bringen. Doch nach einer Unterleibsoperation war klar, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann.

Experten meinen, Beatie sei nicht der erste transsexuelle Mann, der schwanger geworden ist. Nach Berichten in Transsexuellen-Zeitungen soll es mindestens einen weiteren Fall in New York gegeben haben. Beatie selbst erzählte, dass er jetzt schon zum zweiten Mal schwanger war. Beim ersten Mal habe er Drillinge in sich getragen, sie nach einer "lebensbedrohlichen Situation" jedoch verloren.

(Achtung: Dazu hat dpa den Hintergrund "Transsexualität - Menschen im
"falschen" Körper" (dpa 0381) gesendet.)
dpa pm xx a3 be