Erzieher aus dem Hörsaal
An der Fachhochschule Düsseldorf lernen derzeit 30 Studenten Arbeit in Kitas.
Düsseldorf. Wenn sich Hilmar Hoffmann mit der Arbeit von Erziehern beschäftigt, hat er nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern im Blick. "Wir müssen lernen, die Eltern ins Boot zu holen", sagt der Professor für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule (FH) Düsseldorf. Darum bemüht er sich in dem Studiengang "Pädagogik der Kindheit und Familienentwicklung", der seit dem Wintersemester 2008/2009 an der FH angeboten wird.
Die akademische Erzieher-Ausbildung steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Dabei sei sie dringend erforderlich, meint Hoffmann. Beispiel Elternarbeit: "In den Kitas wächst der Anteil von Kindern aus Migrantenfamilien. Und wir beobachten, dass es immer mehr schwierige Kinder gibt." An der FH wird dieses Thema berücksichtigt. "Die Erzieher sind hingegen noch nicht genügend mit der Elternarbeit vertraut", so der Professor.
Dabei müssten die Erzieher den Eltern klar machen, dass sie ihre Kinder fördern müssen - trotz eigener Probleme. "Wenn es uns nicht dauerhaft gelingt, dass Eltern ihren Kindern abends zumindest eine kleine Geschichte vorlesen, bringt die ganze Sprachförderung nichts", gibt Hoffmann ein Beispiel.
Studienbegleitend arbeiten die Studenten nicht nur in den Kitas, sondern auch in Familienzentren und in der Familienbildung. Weil das in den bislang veranschlagten sechs Semestern nicht zu schaffen war, wurde der Studiengang auf sieben Semester ausgeweitet. "Auch wir müssen noch lernen."
Dennoch sind die Studenten bereit, als "Versuchskaninchen" herzuhalten. 500 Bewerbungen gab es auf die 30 Plätze - 28 Frauen und zwei Männer wurden genommen. "Wir müssen für den Beruf des Erziehers noch die Werbetrommel rühren", gesteht der Professor eine Männerunterversorgung ein.
Die Bezahlung sei hingegen kaum ein Thema. "Natürlich fragen die Studenten danach." Die 100Praxis-Tage im Bachelor-Studium sicherten aber eine staatliche Anerkennung und damit eine Eingruppierung in den gehobenen Dienst.
Doch sind die Länder bereit, die teureren Erzieher aus dem Hörsaal einzustellen? "Der öffentliche Druck wird immer größer, die Anforderungen der Länder an die frühkindliche Betreuung ebenso." Und da die Länder wüssten, dass sie qualifiziertes Personal benötigten, könnten sie sich den Akademikern, die auf den Erzieher-Arbeitsmarkt kommen, nicht verweigern.
Verdammen will Hoffmann die Ausbildung an den Fachschulen übrigens nicht. "Besser eine gute Ausbildung an einer Fachschule als eine schlechte universitäre Erzieherausbildung."