Facebook-Party mit Seehofer

Der bayrische Ministerpräsident lädt in eine Münchner Nobeldisko ein.

München. Zunächst erntete der CSU-Chef ungläubiges Staunen. Horst Seehofer macht eine Facebook-Party in der Münchner Nobeldisco P1? Viele Facebook-Nutzer konnten es kaum glauben, als der bayrische Ministerpräsident seine Einladung über das Sozialnetzwerk im Internet aussprach.

Er freue sich über seine wachsende Fangemeinde und den direkten Kontakt, erklärte Seehofer da in knappen Zeilen. Und dann: „Jetzt möchte ich möglichst viele von Euch persönlich kennenlernen. Deshalb lade ich Euch alle am 8. Mai zu einer Fanparty ins P1 nach München ein. Bis dahin eine gute Zeit! HS.“ Eintritt und ein Getränk seien gratis.

Seehofer veranstaltet also seine eigene Facebook-Party — als erster Spitzenpolitiker überhaupt. Damit hat der CSU-Chef Freund und Feind überrascht. Zum einen, weil diese im Internet verabredeten Partys in der Vergangenheit für viel Wirbel gesorgt haben. So hatte vor einem Jahr aus Versehen die 16-jährige Hamburgerin Tessa auf Facebook öffentlich zu ihrem Geburtstag eingeladen — am Ende hielten 1600 Fremde vor ihrer Haustür ein Massenbesäufnis ab. In Wuppertal endete eine solche Party im Juni 2011 nach Ausschreitungen in einem Großeinsatz der Polizei.

Zum anderen galt Horst Seehofer bislang nicht gerade als besonders experimentierfreudig im Umgang mit dem Internet. Seine Kommentare im Sozialnetzwerk Facebook lesen sich eher wie verkürzte Pressemitteilungen.

Doch in jüngster Zeit nutzen immer mehr deutsche Politiker Sozialnetzwerke und Nachrichtendienste wie Twitter im Internet, um eine gewisse Volksnähe zu demonstrieren. Wer viele Fans auf Facebook sammelt, gilt als beliebt. Die Resonanz auf Seehofers Beiträge kann sich durchaus sehen lassen. Häufig erntet er mehr als 200 Kommentare.

Nun aber sucht er den noch direkteren Kontakt zum Volk, indem er seine Facebook-Fans auch außerhalb des virtuellen Raums treffen will. Und der Ansturm auf die Party ist enorm: 2500 Nutzer haben sich zur Party angemeldet. Wegen des Andrangs schloss die CSU die Liste. Das Problem: Nun wissen viele Nutzer nicht, ob sie auf der Gästeliste stehen oder nicht.

Andere fragen verdutzt, wer die Sause eigentlich bezahlt, was an dem Abend eigentlich genau geplant ist und ob es sich lohnt, „einfach mal so“ vorbeizuschauen. Auf all diese Fragen gab es bislang keine Antwort vom Ministerpräsidenten. Es bleibt daher abzuwarten, wie viele Menschen letztlich tatsächlich zur Party erscheinen.

Seehofers Ziel sei wohl eine Aura des Neuen, des Modernen, sagt der Hamburger Medienwissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt. Er begrüßt die Idee des CSU-Chefs zwar durchaus, sagt aber: „Es ist trotz allem Teil einer politischen Inszenierung — auch wenn das zum Berufspolitiker dazugehört.“ Grünen-Landeschef Dieter Janecek sagt nur lapidar: „Die CSU wird nicht moderner, nur weil sie mal eine Facebook-Party macht.“