Fall Kampusch: Ermittlungen in Deutschland
Wien. Bei der Suche nach möglichen Mittätern imösterreichischen Entführungsfall Natascha Kampusch führt nun auch eineSpur nach Deutschland. Deutsche Behörden hätten am Wochenende inDeutschland bei einem mutmaßlichen Zeugen das Haus durchsucht, sagteder ermittelnde Grazer Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher am Montag.
Ineinem Interview mit der Zeitung „Österreich“ behauptete der Mann ausTengen in Baden-Württemberg, er besitze brisantes Material zum FallKampusch. Dieses habe er nach Internetrecherchen von einem angeblichenFreund des Kampusch-Entführers Wolfgang Priklopil zugeschickt bekommen.
Der Mann will zwei Tage nach der Flucht Kampuschs aus ihremKellerverlies im August 2006 im Internet ein Kinderporno-Video vonKampusch und ihrem Entführer Wolfgang Priklopil gesehen haben. Einzweiter Mitwisser müsste demnach gefilmt haben.
Außerdem behauptet derGrafiker, er sei im Besitz von einer Art Vermächtnis von EntführerPriklopil mit Handschriften und Fotos. „Die Fotos belastenPriklopil-Freund Ernst H. schwer als Mitwisser“, sagte er im Interview.Am Wochenende wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft inzwischengegen Ernst H. ermittelt.
Die Glaubwürdigkeit des neuen Zeugen wollte die Staatsanwaltschaftnicht bewerten. „Wir müssen warten, was die deutschen Behörden unsberichten“, sagte Mühlbacher der österreichischen NachrichtenagenturAPA. Kampuschs Anwalt betonte am Montag erneut, dass seine Mandantinnur von einem Täter wisse.
Die heute 21 Jahre alte Kampusch war 1998 im Alter von zehn Jahren aufdem Schulweg von Wolfgang Priklopil entführt und achteinhalb Jahre ineinem Kellerverlies gefangen gehalten worden. 2006 gelang ihr auseigener Kraft die Flucht, ihr Peiniger warf sich noch am selben Tag voreinen Zug und starb. Inzwischen hat aber eine Untersuchungskommissionerhebliche Ermittlungsfehler bemängelt und die Einzeltäter-Theoriebezweifelt. Der Fall wird deshalb neu aufgerollt.