Frischzellenkur für Gottschalk
Ekelige Wetten und ein launiger Gottschalk bei der Premiere für Michelle Hunziker.
Freiburg. Die erste Doppelmoderation bei "Wetten, dass?" nach 28 Jahren ist geglückt. Michelle Hunziker passt zur Sendung. Aber Thomas Gottschalk, der sie launig als "Junior-Partnerin" vorstellt und den Applaus für sie schnell stoppt, macht damit sofort klar, wer Chef im Ring bleibt.
Dabei schlägt sich Hunziker tapfer bei den Ekel-Wetten. Nur kurz entgleist der 32-Jährigen ihr Lächeln, als Wettkandidat Thomas Schuster den Fußschweiß in Gummistiefeln erfolgreich ihren Trägerinnen zuordnet. Noch ekeliger wird es mit Jannick Glückstatt, der Briefmarken mit Hilfe von Spuckefäden in Schalen legt.
Doch Hunziker ist nett zu allen, schenkt der Sendung Tempo und Emotionen. Sie lacht viel und scherzt mit den Kandidaten bei den Wetten. Die ehemalige Superstar-Moderatorin von RTL schrammt mit ihrer Fröhlichkeit zwar die Grenze zum Nervigen, aber sie überschreitet sie nicht. Hunziker ist die Frischzellenkur in der 183. Ausgabe der größten TV-Show Europas.
Ließe man den 59-jährigen Gottschalk, der mit "Wetten, dass?" alt geworden, in der Sendung weiterhin alleine, wäre sie viel zu statisch. Mit Blick auf die Zuschauer (11,9 Millionen bei 38 Prozent Marktanteil) hat sich das blond-blonde Duo gelohnt. Erstmals in diesem Jahr gibt es mehr als 10 Millionen Zuschauer.
Falsch wäre es aber, Hunziker die Moderation der Wetten allein zu überlassen und Gottschalk zum Plaudern an der Couch anzuketten. Der Alt-Meister braucht den Freiraum, muss aufspringen und sich in die Gespräche mit Hunziker und den Wettkandidaten einmischen können.
Nur in den Interviews mit den Gästen wäre er verloren und würde sich sicher noch mehr Ausrutscher leisten. Wie den, als er Tom Kaulitz von Tokio Hotel fragt, ob er neidisch sei, weil sein Bruder Bill "so gut aussieht".
Überflüssig ist der Auftritt von Wirtschaftsminister zu Guttenberg. Gottschalk findet den "Karl-Theodor", wie er ihn nennt, schon allein deshalb großartig, weil dieser AC/DC mag.
Ernsthaft wird es mit Marga Spiegel. Die 97-Jährige war während der Naziherrschaft von Bauern versteckt worden. Ihr Schicksal ist gerade mit Veronica Ferres verfilmt worden. Sie begleitete Spiegel in die Sendung.
Den Satz der 97-Jährigen, dass der Holocaust in Deutschland auf "fruchtbaren Boden" gefallen sei, überplappert Gottschalk schnell. Die alte Dame gefällt: "Ich versuche jedem etwas Gutes abzugewinnen", sagte sie über die müde Comedy-Nummer von Oliver Pocher. Seltsam wirkt Couch-Gast Whitney Houston, bei der nicht klar wird, mit welcher Weite an Bewusstsein sie die Sendung erlebt.