Fußball: Eine Stadt wird trockengelegt

Zum Spiel zwischen Gladbach und Köln gilt am Samstag ab 9 Uhr ein Alkoholverbot.

Mönchengladbach. Kein Bierchen zum Fußball am Bundesliga-Samstag. Was für viele Fans undenkbar ist, wird in Mönchengladbach Realität. Der Oberbürgermeister der Stadt, Norbert Bude (SPD), wird vorübergehend die Prohibition einführen.

Das strikte Alkoholverbot wird wegen des Bundesligaspiels zwischen der niederrheinischen Borussia und dem 1. FC Köln verhängt. "Wir haben klare Hinweise, dass aggressionsbereite Gruppen dieses Spiel nutzen, um Gewalt zu säen", sagt Bude.

Erstmals ist in Deutschland damit der Verkauf, Konsum und sogar das Mitführen aller alkoholischen Getränke untersagt.

Das Verbot gilt am Samstag zwischen 9 und 15.30 Uhr für 142 Straßen in weiten Teilen der Innenstadt und rund um den etwa fünf Kilometer außerhalb liegenden Borussia-Park.

Dort darf auch im Inneren kein Alkohol fließen. "Nicht mal im VIP-Bereich und den Logen", sagt Borussen-Sprecher Markus Aretz.

Ausnahmen gibt es laut Pressestelle der Kommunalverwaltung auch in der Stadt keine. Der Studienrat, der in diesem Bereich eine Weinflasche nach Hause trägt, begeht somit genauso eine Ordnungswidrigkeit wie die Großmutter, die mit einer Flasche Eierlikör zum Canaster-Nachmittag unterwegs ist.

"Natürlich wissen wir um Schwierigkeiten bei der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Das war ein Abwägungsprozess", sagt der Oberbürgermeister.

Betroffen von dem Verbot sind rund 400 Gast-, Kioskwirte und große Supermärkte. Sie sind am Donnerstag schriftlich über die ungewöhnliche Maßnahme informiert worden. Die Stadt hat den Supermarktbetreibern empfohlen, für die Zeit des Alkoholverbots die entsprechenden Bereiche "mit Flatterband abzusperren".

Der Sprecher des Warenhauses Real, Markus Jablonski, will sich "natürlich an das Verbot halten, weil es Gewalt verhindert". Sein Haus unterstütze die Maßnahme.

Anders sieht das der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes NRW, Peter Achten. "Niemand will aggressive Fans, aber es kann nicht sein, dass der Einzelhandel derart geschädigt wird. Das ist Überregulierung, und es trifft die Falschen."

Ein Gastwirt wehrte sich vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf gegen das Ausschankverbot. Sein Eilantrag wurde aber Donnerstagabend abgelehnt.

Die Polizei verteidigt jedoch das von ihr mit ausgearbeitete Verbot. "Wir wollen damit unterbinden, dass Gewaltbereite eine durch Alkohol aufgeheizte Stimmung ausnutzen und die zur Gewalt ermuntern können, die sonst unauffällig sind", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen.

Genau diese Situation hatte es laut Oberbürgermeister Bude am 14. März vor dem Spiel der Borussia in Köln gegeben. Damals sammelten sich 500 schwarz gekleidete Problemfans auf dem Alten Markt und randalierten.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hält das Alkoholverbot "für gut". "Denn die Gewalt hat sich zunehmend in Gebiete außerhalb des Stadions verlagert, und die Hemmschwelle ist gesunken", sagt DFB-Sicherheitsbeauftragter Helmut Spahn.

Über 1000 Polizisten werden am Samstag die Stadt sichern und das Alkoholverbot überwachen. Zudem sollen zwei Hubschrauber über der Stadt kreisen.