Gaby Dohm im Interview: Beim Dreh ruhig mal diskutieren
Ab heute ist Gaby Dohm in der ARD zu sehen. Für ihre Rolle hat sie sehr eigene Vorstellungen — und Wünsche.
München. In den 80ern wurde Gaby Dohm als Schwester Christa in der „Schwarzwaldklinik“ bekannt. An der Seite von Klausjürgen Wussow begeisterte sie die Zuschauer. Nach zahlreichen TV-Filmen ist Dohm heute, 20.15 Uhr, wieder in einer Serie zu sehen. In der elften Staffel des erfolgreichen ARD-Formats „Um Himmels willen“ spielt sie die Baronin Louise von Beilheim. Als stellvertretende Mutter Oberin des Klosters Kaltenthal folgt sie Rosel Zech nach, die im Sommer gestorben ist.
Frau Dohm, auf was für eine Persönlichkeit müssen sich die Zuschauer mit Baronin Louise von Beilheim einstellen?
Gaby Dohm: Sie versteht viel von Kunst, sie ist musikalisch, ist aber dennoch eine Geschäftsfrau, eine Managerin. Sie ist distanziert zu den Schwestern, und sie kann auch etwas Arrogantes haben.
Haben Sie selber auch mal Erfahrungen mit der Kirche oder dem Klosterleben gesammelt?
Dohm: Ich war vier, fünf Jahre in einer Klosterschule in Berlin. Es ist nicht so fremd.
Wie haben Sie den Alltag mit den Klosterschwestern erlebt?
Dohm: Die Schwestern konnten sich sehr ihrem Beruf widmen, weil sie nichts Weltliches um sich herum hatten. Sie waren wenig abgelenkt von Äußerlichkeiten. Das war nie ein Thema, wer was anhat, wer wie ausschaut, das war sehr positiv. Sie haben sich wirklich auf die Kinder konzentriert. Ansonsten waren sie schon wie die anderen Lehrer.
Sie haben auch Theater gespielt. Was reizt Sie jetzt wieder an TV-Serien?
Dohm: Es ist ein ganz anderer Kampf um die Rolle. Wir haben beim Film zu wenig Zeit dazu. In meinem Fall drehe ich zehn Tage im Frühjahr und zehn Tage im Herbst. Da muss ich mir schon vorher in meinem Kämmerlein allein zurechtlegen, wie ich mir die Rolle vorstelle. Dann kann ich nur hoffen, dass der Regisseur das akzeptiert, was ich ihm vorschlage.
Diskussionen über eine Rolle kommen bei Dreharbeiten zu kurz?
Dohm: Das kommt viel zu kurz. Ich finde, dass man eine Rolle dadurch nicht vielseitig genug erfinden kann. Warum macht jemand etwas? Wie zieht sich jemand an, wie bewegt er sich? Wenn da vorher nicht darüber diskutiert wird und man während des Drehens nicht genug ausprobieren kann, weil die Zeit nicht da ist, dann spielt man meistens das, was am Naheliegendsten ist. Ich finde nicht, dass man damit als Schauspieler sehr viel weiter kommt. Deswegen glaube ich, dass viele ihren eigenen Charakter spielen.
Wenn Sie noch mal am Beginn Ihrer Karriere stünden, würden Sie etwas anders machen?
Dohm: Ich hätte öfter zum Theater gespielt. Aber das ging damals nicht, weil ich mich um meinen Sohn kümmern wollte. Das war mir wichtiger und würde im nächsten Leben auch wichtiger sein. Ich komme aus einer Familie, die im Film und Theater groß geworden ist. Diese Lücken und Einsamkeit, die dieser Beruf mit sich bringt, wollte ich nicht auf mich nehmen.
In diesem Dilemma stecken heutzutage doch fast alle berufstätigen Mütter . . .
Dohm: Aber die meisten sind doch wenigstens am Abend zu Hause. Ich war immer längere Zeit weg. Ich hätte am Theater in Wien oder Berlin spielen können, das hätte ich sehr gern gemacht. Aber ich habe mir gesagt, ich kann jetzt nicht schon wieder nicht da sein. Das geht einfach nicht.
Hat sich der Verzicht gelohnt?
Dohm: Ja, das hat es, und mein Sohn sagt mir das auch. Jetzt ist er 33, und wir haben eine sehr gute Verbindung. Das hat sich ausgezahlt, dass ich nicht so viel weg war.