Parkplatznot: Pakete aus der zweiten Reihe
Lieferdienste behindern häufig den Verkehr in den Innenstädten. Meist finden die Fahrer keine Parkplätze.
Düsseldorf. Die Ankunft des Paketboten ist ein Segen — zumindest für diejenigen, die daheim sehnlichst auf ihre bestellte Ware warten. Für die Autofahrer, die sich derweil in unmittelbarer Nähe befinden, bedeutet der Lieferant dagegen vor allem in den Innenstädten nicht selten ein Ärgernis. Schließlich parken die Boten ihre motorisierten Ungetüme oftmals in zweiter Reihe, blockieren den rechten Fahrstreifen und zwingen nachfolgende Fahrzeuge zum Warten — längere Rückstaus inbegriffen.
Keine Frage, einen Parkplatz in Innenstädten zu finden, ist für Paketlieferanten mit ihren großen Lieferwagen meist alles andere als einfach. Dennoch: „Das Parken in der zweiten Reihe ist schlichtweg verboten. Allein Taxis und Dienste, die Briefkästen leeren, haben dieses Privileg“, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hoelzel. Absolut untragbar sei das Halten auf Radwegen oder Fußgängerwegen.
Dennoch müsse man für die Paketboten ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen, meint Hoelzel: „Immer mehr Leute kaufen im Internet ein und lassen sich Dinge liefern.“ Gleichzeitig gebe es in Stadtzentren jedoch kaum legale Haltemöglichkeiten für die Lieferanten. Der vor allem aus Zeitdruck und nervlicher Anspannung auf den vollen Straßen resultierende Stress der Fahrer sei bei allem Unmut der anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu unterschätzen.
Dabei wird dieser „Knochenjob“ nicht einmal sonderlich üppig vergütet. So erhält ein Zusteller (Brief oder Paket) des größten Anbieters in dem Segment, der DHL/Deutsche Post, im Tarifeinstieg laut Verdi-Sprecher Jan Jurczyk 1791,16 Euro im Monat. In der Endstufe sind es monatlich 2338,48 Euro. Dabei werden die Beschäftigten dort wenigstens nach Tarif bezahlt“, erklärte Jurczyk auf Nachfrage unserer Zeitung.
Jenseits der Deutschen Post/DHL gebe es überdies Anbieter — insbesondere im Bereich der Subunternehmer —, die ihren Angestellten noch erheblich weniger bezahlen.
Das eher niedrige Gehalt ist jedoch nicht der Grund, weshalb die DHL zumindest zum Teil die Strafzettel der Fahrer übernimmt.
Oft hätten die Kuriere schlichtweg keine andere Möglichkeit, als kurzzeitig eine Fahrspur zu blockieren. „Ist dies der Fall, und der Fahrer versichert glaubhaft, dass er nirgendwo anders stehen konnte, übernehmen wir ein mögliches Ordnungsgeld“, erklärt DHL-Sprecher Achim Gahr, der von einer Zwickmühle spricht: „Einerseits wollen die Kunden ihre Pakete schnell und pünktlich haben. Und auf der anderen Seite sind vor allem in den Innenstädten keine Parkmöglichkeiten für unsere Fahrer vorhanden.“ Ärgerlich sei zudem, dass die speziell gekennzeichneten Bereiche für die Lieferdienste oft von falsch parkenden Fahrzeugen belegt seien.