Geburtstag: Marius Müller-Westernhagen - „Ich habe mir nie reinreden lassen“
Marius Müller-Westernhagen wird 60 Jahre alt und schaut entspannt nach vorn.
Hamburg. Arrogant? Armani-Rocker? Marius Müller-Westernhagen bleibt ganz entspannt. "Es kursieren reichlich Irrtümer über mich", sagt der Musiker, der mit Konzerten bis Ende der 90er Jahre Fußballstadien füllte, sich aber dem Medienrummel seither entzieht. Westernhagen vermutet hinter seinem Ruf das Klappern gewisser Medien. Allerdings dürften dazu auch Auftritte beigetragen haben, bei denen er stur und scheinbar emotionslos sein Programm abgespult hat.
"Es gibt sicher jede Menge Missverständnisse. Ich bin zwar mit Sicherheit selbstbewusst, aber ich bin in keinem Fall arrogant." Auch zum heutigen 60. Geburtstag widerstrebt es dem gebürtigen Düsseldorfer, "wenn Gewese um mich gemacht wird". Doch zum Jubeltag verbeugt er sich vor seinem Publikum. Die Fans durften abstimmen, was er auf der neuen CD und den vier "Birthday Bash"-Konzerten spielt. "Normalerweise würde ich das nie machen, weil ich finde, ein Künstler darf sich nicht vom Publikum diktieren lassen, was er zu tun hat."
Bei einigen Songs war klar, dass sie weit vorn landen würden. Natürlich wollen die Fans von ihm hören "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", sich nach "Freiheit" sehnen, "Sexy" und "Willenlos" sein. Anderes überraschte ihn: "Zum Beispiel ,Taximann’. Das wurde auf Konzerten hin und wieder verlangt, aber ich habe mich immer geweigert, das zu spielen. Jetzt musste ich mir diese Lieder wieder anhören und bearbeiten, denn sie sind ein bisschen veraltet - ,Taximann’ habe ich 1973 geschrieben."
1974 unterschrieb er einen Plattenvertrag bei Warner: "Der Chef hat an mich geglaubt, obwohl ich wirklich kein einfacher Kandidat war. Ich wollte immer nur das machen, was ich machen wollte und habe mir nie reinreden lassen." Andererseits hätte er nie gedacht, damit Geld verdienen zu können: "Heute sind junge Leute schon sehr viel Business-bewusster."
Ans Aufhören denkt "MVV", der auch als Schauspieler ("Theo gegen den Rest der Welt") erfolgreich war, nicht. "Worauf ich nicht verzichten könnte, wäre kreativ zu sein, Songs zu schreiben, Projekte zu produzieren, im Studio zu sein." Ob er auch wieder auf Tour geht, "das wird sich zeigen". Er genießt die Bühne durchaus. "Aber es ist nicht so, dass ich nicht darauf verzichten könnte. Dafür ist mein Privatleben viel zu glücklich. Ich bin niemand, der süchtig nach Applaus ist."