Norbert Walter: Der „Think Tank“
Norbert Walter, "Chefvolkswirt" der Deutschen Bank, ist nicht zufällig schon äußerlich völlig Milieu-atypisch. Anders als seine Chefs Ackermann und Breuer, die sich um die schnöde Rendite kümmern, ist der stets etwas zerzauste, aber immer eloquente Bartträger Walter für die intellektuelle Reputation des Instituts zuständig.
Seit die Bankentürme die wahren Kathedralen der Moderne sind, benötigen die etwas zu groß geratenen Tresore natürlich auch ihre Hohepriester - und Walter ist ihr bekanntester.
Als "Think Tank" (Denkfabrik) der Deutschen Bank stellt sich der 64-Jährige in seinem Internet-Auftritt "Walters Web Winkel" vor. Und verrät dabei - stets in der dritten Person von sich sprechend: "Der Diskurs zu gesellschaftlichen Fragen treibt ihn um." Vor allem natürlich treibt es ihn in die Talk-Shows und Gazetten, wo er vor "Heulsusen" warnt, das Teetrinken von der Arbeitszeit abgezogen sehen will oder für Steuersenkungen wirbt. Gestern nun erweiterte Walter in "Bild" seinen "Diskurs" auf die drohende Krise, mit einer dramatischen Zahl: Vier Prozent werde die Wirtschaft 2009 einbrechen, zu 30 Prozent sei er da sicher.