Amerika im Lena-Dunham-Fieber
New York (dpa) - Was für eine Woche für Lena Dunham: Zwei Golden Globes und dann fast gleichzeitig auch noch mehr als 1,5 Millionen Zuschauer zum Auftakt von Staffel zwei der von ihr entwickelten Fernsehserie „Girls“.
„Es gibt keine Worte, um diesen Abend zu beschreiben“, twitterte die 26-Jährige. „Ich bin so glücklich.“
Es ist der vorläufige Höhepunkt einer rasanten Erfolgsgeschichte: Noch vor wenigen Monaten kannten nur einige Film-Insider die junge Schauspielerin, Regisseurin und Schriftstellerin - jetzt scheint ganz Amerika dem Lena-Dunham-Fieber verfallen. Als „Wunderkind“ feiern sie die Medien, das mit der einem „Kulturphänomen“ gleichenden Serie auf einen Schlag das Image von jungen Menschen unter 30 verändert habe. Oder mit den Worten der „Huffington Post“: „Lena Dunham ist überall“.
Der TV-Sender HBO, wo „Girls“ nun also immer wieder Sonntags zu sehen ist, hat dabei kräftig nachgeholfen: Zum Beginn der zweiten Staffel pflasterte HBO die Millionenmetropole New York mit Plakaten und ließ für die offizielle Party zum Staffel-Start sogar eine Brooklyn Bridge in einer ehemaligen Bank in Manhattan nachbauen. Und von vielen Bussen der Stadt - genau dort wo früher das Gesicht von Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw aus der Erfolgsserie „Sex and the City“ spazieren fuhr - blickt nun Lena Dunham. Daneben steht das Motto der Serie: „Kind of getting it sort of together“ (auf Deutsch etwa: Irgendwie bekommen wir es fast schon hin).
Dunham hat „Girls“ nicht nur geschrieben, sie führt auch bei vielen Folgen Regie und spielt die Hauptrolle. Die Serie, die in Deutschland vom Bezahlsender glitz ausgestrahlt wird, handelt von vier jungen Frauen, die im New Yorker Stadtteil Brooklyn leben, gerade mit dem College fertig geworden sind und nun nicht so wirklich genau wissen, wohin mit ihnen. Hannah (Dunham) will Schriftstellerin werden, ihre beste Freundin Marnie (Allison Williams) arbeitet in einer Galerie, Jessa (Jemima Kirke) geht hauptsächlich feiern und Shoshanna (Zosia Mamet) will vor allem dringend etwas gegen ihre Jungfräulichkeit unternehmen.
Als „Sex and the City 2.0“ wird die Serie in den USA gefeiert: Sie zeige die Generation junger Frauen von heute und sei zudem deutlich realistischer als die zwischen 1998 und 2004 gedrehte Glamour-Serie, in der die Hauptfigur Carrie Bradshaw sich allein durch eine Zeitungskolumne eine schicke Wohnung an der noblen Upper East Side in Manhattan, einen Schrank voller teuerster Schuhe, ständige Taxifahrten und Cosmopolitan-Cocktails finanzierte. Die „Girls“ haben all das nicht: Keine schicken Klamotten, kein Geld, (fast) keine reichen Liebhaber und kein echtes Selbstvertrauen. „"Girls" ist eher eine Vorstufe von "Sex and the City"“, sagt Dunham. „Die Charaktere von "Sex and the City" haben bereits herausgefunden, was sie im Leben wollen. Das fehlt den Mädels in "Girls" noch.“
Die Serie hat Dunham, die zuvor nur mit einem Independent-Film an die Öffentlichkeit getreten war, innerhalb von wenigen Monaten zum Star katapultiert. Mehr als eine halbe Million Menschen folgen der New Yorkerin auf Twitter, sie posierte für bekannte Fotografen wie Terry Richardson und Annie Leibovitz, und schloss vor kurzem einen Buch-Vertrag über 3,5 Millionen Dollar (etwa 2,6 Millionen Euro) ab. All das auch, weil Dunham auf den ersten Blick nicht aussieht wie ein Hollywood-Star. Sie hat viele Tattoos, ist klein, eher rundlich - und scheut sich nicht, all ihre Schönheitsmakel in epischer Breite auf der Leinwand zu zeigen.
„Glückwunsch an Lena Dunham. Es ist heutzutage so schwer für kleine dicke Mädels etwas auf die Beine gestellt zu bekommen“, ätzte der US-Radiomoderator Howard Stern jüngst. Und Dunham? Reagierte in der Talkshow von David Letterman mit dem ihr eigenen und scheinbar nicht enden wollenden ansteckend-fröhlichen Selbstvertrauen. „Das hat mir beste Laune bereitet. Auf meinem Grabstein soll einmal stehen: "Sie war ein kleines dickes Mädel und sie hat etwas auf die Beine gestellt."“