Tier-Dokus sichern seit Jahren Top-Quoten
Leipzig (dpa) - Ein tierisches Vergnügen: Jeden Freitag schalten rund 500 000 Menschen den Fernseher ein und schauen beim MDR, wie es „Elefant, Tiger & Co“ im Leipziger Zoo geht.
Die Tier-Dokus - längst auf allen möglichen Kanälen aus den verschiedensten Zoos zu sehen - sind seit zehn Jahren ein TV-Dauerbrenner mit Spitzeneinschaltquoten. Am 18. Januar läuft im MDR Fernsehen die 500. Folge von „Elefant, Tiger & Co“. „Hätte mir jemand vor zehn Jahren gesagt, dass wir einmal ein Jubiläum mit der 500. Folge feiern - ich hätte es nicht geglaubt“, sagt der Leipziger Zoo-Direktor Jörg Junhold.
Beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Leipzig ist man angesichts der vielfältigen Nachahmer stolz, das Original erfunden zu haben. „Wir saßen damals mit ein paar Kollegen zusammen und haben überlegt, was wir Neues machen können“, erinnert sich die zuständige MDR-Programmchefin Claudia Schreiner. „Der Leipziger Zoo hatte von sich Reden gemacht als aufstrebender Zoo. Und es kamen die Doku-Soaps auf. Da haben wir gesagt: "Lasst uns doch einfach eine Doku-Soap aus dem Zoo machen. Big Brother im Zoo."“ Geplant waren nur elf Folgen. Jedoch: „Es schlug sofort ein. Und dann war klar, das ist ein Rezept zum Erfolg“, sagt Schreiner.
Die anderen ARD-Anstalten zogen nach, und auch das ZDF und private Fernsehsender schickten Kamerateams in die Zoos. Bis zu 18 Tier-Dokus seien in den absoluten Hoch-Zeiten auf dem Markt gewesen, sagt Zoo-Chef Junhold. Und der Erfolg will einfach nicht abreißen, obwohl inzwischen gefühlt jedes Zoo-Tier zwischen Bremerhaven und München abgefilmt wurde. Der RBB in Berlin ist zum Beispiel „Panda, Gorilla & Co“ auf der Spur, der Hessische Rundfunk setzt „Giraffe, Erdmännchen & Co“ in Szene und Radio Bremen probiert es mit „Seehund, Puma & Co“. In der ARD laufen die 50-Minuten-Sendungen in der Woche täglich 16.10 Uhr. „Wir erreichen Marktanteile um die zwölf Prozent“, sagt Sprecher Bernhard Möllmann zufrieden.
Doch was ist so fesselnd an den Geschichten über Lama Horst und Wasserschwein Elena? „Der Kuschelfaktor wird bedient“, sagt MDR-Programmchefin Schreiner. Die Zuschauer fieberten mit wie bei anderen Doku-Soaps auch. „Und: Es wird schlicht und ergreifend Wissen vermittelt über die Tiere und die Abläufe im Zoo.“ Zoo-Direktor Junhold meint: „Es sind Geschichten, die an die Tierliebe des Menschen gehen und den Blick hinter die Kulissen möglich machen.“ Außerdem faszinierten auch die Charaktere der Tierpfleger, die höchste Kompetenz und Sympathie ausstrahlten und mit der Arbeit in „ihrem“ Zoo auch ein Heimatgefühl vermittelten.
Etwas nüchterner erklärt der Medienwissenschaftler Prof. Hans-Jörg Stiehler von der Universität Leipzig den Erfolg. „Man könnte spöttisch sagen: Tiere gehen immer“, sagt Stiehler. „Aber wir haben hier eine klassische Seriendramaturgie mit überlappenden Geschichten - fast nach dem Modell von "Dallas".“ Er glaube, dass es Tier-Dokus noch lange geben wird. „Sicher nutzt sich das irgendwann mal etwas ab, aber die Tierfreunde sterben ja nicht aus.“
Ginge es nach Zoo-Chef Junhold, dürften die Fernsehleute noch ganz lange hinter den Kulissen des Leipziger Zoos schauen. „Von uns aus kann es weitergehen.“ MDR-Programmplanerin Schreiner glaubt ebenfalls an die Zukunft der Tier-Dokus. „Ich glaube auch nicht, dass den Formaten insgesamt ein baldiges Ende beschieden sein wird“, sagt sie. Und auch bei der ARD werden die 1,5 bis 2 Millionen Fans bis auf weiteres fündig werden. Es gebe zwar immer mal Experimente auf dem Sendeplatz, sagt Sprecher Möllmann. „Aber wir stellen immer fest, dass die Zoo-Dokus weiterhin ein bisschen erfolgreicher sind.“