Angeblich Neunjährige wurde Mutter - Justiz ermittelt

Mexiko-Stadt (dpa) - Ein angeblich neunjähriges Mädchen soll in Mexiko Mutter geworden sein - der Fall beschäftigt jetzt Mediziner und Justiz. Nach Ärzteangaben könnte das Mädchen auch 14 oder 15 Jahre alt sein, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Jalisco der dpa.

Sie habe eine Geburtsurkunde, die erst vor ein oder zwei Jahren ausgestellt worden sei. Gleichzeitig ermittelt die Staatsanwaltschaft, wer der Vater des Neugeborenen sei. Sie geht nach eigenen Angaben dem Verdacht auf Kindesmissbrauch nach.

Die Mutter gab an, der Vater sei ein 17 Jahre alter Freund, den sie seit einiger Zeit nicht mehr sehe. Das Mädchen lebt mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und mehreren Geschwistern in Ixtlahuacán de los Membrillos, einer Ortschaft 50 Kilometer südlich von Guadalajara, im Bundesstaat Jalisco. Die lokale Zeitung „Mural“ beschreibt die meisten Häuser der verarmten Wohngegend als einstöckig und ohne Fenster, die Mauern voller Graffiti.

Nachbarn der Familie sagten der Zeitung, das Mädchen sehe älter als eine Neunjährige aus. Der angebliche Freund sei in der Nachbarschaft nicht bekannt. Sie äußerten den Verdacht, der Stiefvater könnte für die Schwangerschaft verantwortlich sein. Die Staatsanwaltschaft schloss dies nicht aus. „Alles wird untersucht, der Sexualverkehr mit einer Minderjährigen ist in Jalisco ein Verbrechen“, sagte Behördensprecher Lino González. Die Mutter der Minderjährigen habe keine Anzeige wegen der Schwangerschaft ihrer Tochter erstattet.

Die Dokumente der jungen Mutter wurden den Angaben zufolge erst beantragt, als ein Nachbar eine Anzeige erstattete, weil das Mädchen nicht zur Schule ging. Es wurde in die 2. Klasse eingeschult, kurze Zeit später verließ es aber den Unterricht.

Der Gesundheitsminister von Jalisco, José Antonio Muñiz Serrano machte die Familie des Mädchens mitverantwortlich. Sie habe ihren Eltern im dritten Monat die Schwangerschaft mitgeteilt und niemand habe etwas unternommen. Das Familien-Umfeld sei gefährlich. „Die Rechte des Mädchens wurden mehrfach in ihrer Wohnung verletzt“, erklärte Muñiz Serrano der Zeitung „El Universal“. Auch für ihn sei ihr wirkliches Alter unklar. Im Hospital sei ihr mit Einwilligung ihrer Mutter ein Hormonimplantat eingesetzt worden, um neue Schwangerschaften zu verhüten.

Das Baby kam am 27. Januar per Kaiserschnitt in einem Krankenhaus zur Welt. Es wog den Angaben zufolge 2,7 Kilogramm und war bei der Geburt 50 Zentimeter groß. Mutter und Kind wurden bereits aus der Klinik entlassen. Die Klinik wird nach eigenen Angaben den Gesundheitszustand des Neugeborenen wegen des jungen Alters der Mutter weiter beobachten. Der Gesundheitsminister Muñiz Serrano erklärte jedoch, dass die junge Mutter bei einem zweiten Besuch des Betreuungsteams am Mittwoch nicht mehr in ihrer Wohnung angetroffen worden sei. Verwandte der Familie erklärten der Zeitung „Milenio“, sie sei nach Guadalajara gezogen, um die Medien zu meiden.