Übergriffe Auch Scotland Yard ermittelt gegen Weinstein

London/Los Angeles (dpa) - Die britische Polizei ermittelt nach übereinstimmenden Medienberichten wegen sexueller Übergriffe auf sieben Frauen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Es soll dabei um Taten gehen, die von den frühen 80er Jahren bis 2015 stattfanden.

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Zwei Frauen berichteten von mehrfachen Übergriffen durch Weinstein.

Unterdessen wurden am Montag und Dienstag weitere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung durch US-Schauspieler Kevin Spacey und Politiker in London bekannt.

Scotland Yard wollte am Dienstag den Namen Weinstein nicht bestätigten, veröffentlichte aber eine Mitteilung zur „Operation Kaguyak“, aus der Medien zitierten. Dutzende Frauen hatten vor allem in den USA Weinstein zuvor Belästigung bis hin zur Vergewaltigung vorgeworfen. Er streitet nicht einvernehmlichen Sex ab.

Weinstein wurde wegen der Vorwürfe aus dem US-Verband Producers Guild of America (PGA) ausgeschlossen. Dies gab die über 8000 Mitglieder starke Produzenten-Vereinigung in Los Angeles bekannt. Der Produzent war bereits aus der Oscar-Akademie und dem Britischen Filminstitut geflogen. Die Vorwürfe hatten eine Lawine ausgelöst. In sozialen Medien protestierten Frauen und auch Männer gegen Belästigungen.

US-Schauspieler Spacey (58, „House of Cards“) nahm am Montag Übergriffsvorwürfe eines Kollegen zum Anlass, sich als schwul zu outen. „Ich habe mein ganzes Leben über Männer geliebt und romantische Begegnungen mit ihnen gehabt, und jetzt entscheide ich mich dafür, als schwuler Mann zu leben“, twitterte der Oscarpreisträger.

Der 46-jährige Schauspieler Anthony Rapp („A Beautiful Mind“) hatte Spacey zuvor eines sexuellen Übergriffs vor rund 30 Jahren beschuldigt. Er selbst sei bei den Vorgängen erst 14 gewesen, Spacey schon 26 Jahre alt. Spacey habe ihn im Jahr 1986 nach einer Party in seinem New Yorker Apartment auf sein Bett gelegt und sei auf ihn gestiegen, sagte Rapp dem Magazin „Buzzfeed News“. Er habe sich aus der Umklammerung „herauswinden“ können und die Wohnung verlassen.

„Ich bin mehr als bestürzt, seine Geschichte zu hören“, antwortete Spacey auf Twitter. Er könne sich an den Vorfall nicht erinnern. Aber: „Wenn ich mich damals so verhalten habe, wie er es beschreibt, dann schulde ich ihm die aufrichtigste Entschuldigung für etwas, das zutiefst unangemessenes betrunkenes Verhalten gewesen wäre.“

Die britische Premierministerin Theresa May forderte wirkungsvollere Maßnahmen gegen sexuelle Übergriffe im Parlament. Sie habe Vertrauen in ihre Regierung, sagte ein Sprecher am Dienstag in London. Zuvor waren Vorwürfe gegen Abgeordnete laut geworden.

Auch Verteidigungsminister Michael Fallon geriet unter Druck, als ein 15 Jahre alter Vorfall bekannt wurde: Er hatte damals bei einem Dinner einer Journalistin wiederholt ans Knie gefasst. Die Frau nahm dies gelassen und twitterte nun: „Meine Knie blieben intakt.“ Nach Angaben des Regierungssprechers wird der Vorfall nicht untersucht.
Außerdem soll ein Staatssekretär seine Assistentin damit beauftragt haben, Sex-Spielzeug zu kaufen. Gegen ihn läuft nach Regierungsangaben jetzt ein Disziplinarverfahren.

Der Zeitung „Times“ zufolge zirkuliert unter Mitarbeitern der konservativen Fraktion des britischen Unterhauses eine Liste mit fast 40 Abgeordneten, darunter mehrere Regierungsmitglieder, gegen die es Vorwürfe wegen „unangemessenen Verhaltens“ geben soll.