Audi-Bande und Co. Wie Geldautomaten-Sprenger NRW unsicher machen

Düsseldorf · Sie schlagen wieder öfter zu: Die Gangster, die meist nachts oder am frühen Morgen Geldautomaten in die Luft sprengen, suchen NRW vermehrt heim. Dabei gibt es laut Ermittlern der Polizei einen gefährlichen Trend.

Die Banden gehen ziemlich zerstörerisch vor.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die nächtlichen Explosionen von Geldautomaten haben in Nordrhein-Westfalen wieder zugenommen. Nach 92 Taten im Vorjahr schnellte die Zahl bis kurz vor dem Jahreswechsel (Stichtag 27.12.18) auf 107 Taten empor. Allerdings machen die Gangster immer seltener Beute, berichtete LKA-Chef Frank Hoever der Deutschen Presse-Agentur. Der Anteil der erfolglosen Versuche sei seit 2015 von 30 auf 63 Prozent gestiegen.

Das dürfte an den immer besser gesicherten Geldautomaten liegen. „Am wirksamsten ist die Video-Überwachung in Verbindung mit einer Nebelanlage“, sagte Hoever. Sobald nachts verdächtige Gestalten bemerkt und die Geldautomaten vernebelt werden, zögen die Täter mit leeren Händen ab. „Sie sehen dann einfach nichts mehr.“

Nach wie vor gehen die Ermittler der LKA-Sonderkommission „Heat“ davon aus, dass viele der Explosionen auf das Konto einer etwa 300-köpfigen Szene marokkanischer Einwanderer aus Utrecht in den Niederlanden gehen.

Die sogenannte Audi-Bande türmt mit hochmotorisierten gestohlenen Autos und extrem rücksichtslosem Fahrverhalten. „Die bauen sogar die Airbags aus, damit sie weiterflüchten können, wenn sie jemanden gerammt haben, oder kollidiert sind“, sagte Hoever.

In einem Fall seien die Täter quer durch die Republik über Nordrhein-Westfalen in die Niederlande entkommen, ohne dass sie hätten gestoppt werden können.

Die Ermittler betrieben einen immensen Aufwand: Teilweise seien verdächtige Wagen mit Ortungssendern präpariert worden und könnten so auch von Hubschraubern aus beobachtet werden. Die Polizei müsse dabei abwägen, nicht zu früh zuzuschlagen und ohne Beweise dazustehen, aber andererseits bei einer Sprengung oder rücksichtlosen Flucht der Gangster keine Unbeteiligten zu gefährden.

Inzwischen stehe man auch mit marokkanischen Behörden in Kontakt, weil es Hinweise gebe, dass ein Teil der Beute nach Marokko transferiert wird.

Ein neuer gefährlicher Trend komme ebenfalls aus den Niederlanden, wo die Täter inzwischen nicht mehr Gas in die Automaten einleiteten und zündeten, sondern bei besser gesicherten Geldautomaten zu Sprengstoff griffen, um an das Geld zu kommen.

Geldautomaten der neuen Generation verfügen zum Beispiel über eine Technik zur Gas-Neutralisierung und färben das Geld bei einer Sprengung ein. In Deutschland seien noch viele ältere Automaten im Einsatz. „Die Banken unternehmen Einiges dagegen, könnten aber noch mehr tun“, sagte Hoever.

Inzwischen flüchteten die Gangster auch häufiger auf Motorrollern, um in der Nähe in konspirativ angemieteten Wohnungen oder Garagen abzuwarten, bis die Fahndung beendet wird. Die Täter haben in den vergangenen Jahren Millionen Euro erbeutet und Millionenschäden angerichtet. Wenn Täter gefasst und zu hohen Haftstrafen verurteilt werden, wurden die Lücken in den Reihen der „Audi-Bande“ bislang rasch geschlossen.

(dpa)