Audi-Bande sprengt sich durch Düsseldorf

Drei Geldautomaten in nur zehn Tagen in die Luft gejagt. Sonderkommission ermittelt.

Foto: Gerhard Berger

Düsseldorf. Seit Jahren jagt die „Audi-Bande“ in Nordrhein-Westfalen einen Geldautomaten nach dem anderen in die Luft. Offenbar haben die Gangster, die meist aus den Niederlanden stammen, jetzt Düsseldorf im Visier. Innerhalb von zehn Tagen wurden drei Geldautomaten der Sparkasse gesprengt, zuletzt in der Nacht zu Montag in Lichtenbroich im Norden. Beim Landeskriminalamt wurde eine Sonderkommission „Heat“ eingerichtet, die schon mehrere Täter hinter Gitter bringen konnte. Doch die Bande ist inzwischen so groß, dass sie von den Fahndern bisher nicht gestoppt werden konnte.

Gestern um 3.38 Uhr wurden mehrere Anwohner am Matthiaskirchweg in Lichtenbroich durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Zeugen beobachteten zwei Männer, die sich im Bereich des Geldautomaten zu schaffen machten, während ein Komplize in einem dunklen Audi wartete. Die zwei maskierten Täter sprangen in den Wagen, der über den Lichtenbroicher Weg davon raste. Wie viel Geld die Gauner erbeuteten, steht noch nicht fest. Durch die Explosion wurde aber erheblicher Sachschaden angerichtet.

Nur eine Nacht zuvor hatte es an der Kammerathsfeldstraße in Urdenbach geknallt, als am frühen Morgen der Geldautomat der Sparkasse in die Luft flog. In dem Fall ist die Kripo schon einen Schritt weiter. Denn Zeugen hatten sich das Kennzeichen des Fluchtwagens (D — FA 3333) notiert. Das führte aber nicht zu den Tätern, denn es wurde am vergangenen Samstag gegen 18.20 Uhr an der Unterrather Straße entwendet. Die Fahnder hoffen allerdings, dass die Bande möglicherweise dabei beobachtet worden ist.

Angefangen hatte die Serie am 30. März, als die Täter in Benrath zuschlugen. Davor haben sie lange einen Bogen um Düsseldorf gemacht. Im vergangenen Jahr blieben alle Geldautomaten ganz. 2016 gab es im Mai und im Dezember zwei Fälle. Seit drei Jahren wird beim Landeskriminalamt eine Statistik geführt. Waren es im ersten Jahr noch 136 Fälle, sank die Zahl dann auf 92. Möglicherweise auch, weil einige Bandenmitglieder gefasst werden konnten. „In diesem Jahr haben wir bisher 26 Taten registriert,“ erklärte LKA-Sprecherin Heidi Cronzen.

Die Ermittler wissen, dass die Gangster fast immer aus den Niederlanden kommen und ihren Fluchtweg genau ausbaldowert haben. Heidi Cronzen: „Sie halten sich immer nur wenige Minuten am Tatort auf und wissen, wie das geht.“ Dass die Gauner dabei von Zeugen beobachtet werden, schreckt sie nicht ab. Bevor die Polizei eintrifft, sind sie längst verschwunden. Nicht immer geht es direkt in die Niederlande. Teilweise werden auch Garagen oder andere Schlupfwinkel angemietet, um die Autos zu tauschen.

Das Word „Audi-Bande“ hört man bei der Sonderkommission nur ungern: „Es werden auch schnelle Autos anderer Marken benutzt.“ Wer tatsächlich hinter der Bande steckt, ist unklar. Aber es gibt offenbar inzwischen einen sehr großen Personenkreis, der zum Umfeld der Täter gehört und in wechselnder Besetzung operiert. Heidi Cronzen: „Das macht es für uns sehr schwierig.“

Die Kripo hofft aber trotzdem noch auf Zeugen, die verdächtige Personen in der Nähe der drei Tatorte beobachtet haben. Hinweise dazu nimmt das Kriminalkommissariat 14 unter Telefon 8700 entgegen.