Aus für „Super-Nanny“ - ein Ende im Streit?
Köln (dpa) - Jahrelang therapierte sie in ihrer TV-Sendung „Die Super Nanny“ aggressive Kinder und gab überforderten Eltern Erziehungstipps. Katharina Saalfrank wurde mit Beginn ihres Engagements bei RTL zur bekanntesten Fernsehpädagogin Deutschlands.
Nach über sieben Jahren und 145 Folgen wurde das Format nun mit der Ausstrahlung der letzten Folge am 16. November 2011 eingestellt. Einvernehmlich, wie der Sender am Samstag mitteilte.
Nach Informationen des Magazins „Spiegel“ hat Saalfrank aber die Zusammenarbeit mit RTL beendet, weil der Sender die erzieherischen Inhalte der „Super Nanny“ massiv in den Hintergrund gedrängt habe: „In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem (...) und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen“, zitiert das Magazin aus einer internen E-Mail der 40-jährigen Diplom-Pädagogin an RTL-Verantwortliche. Das sei wohl der Entwicklung des medialen Markts hin zu „gescripteter“, also inszenierter Realität, geschuldet. Laut „Spiegel“ weist RTL die Vorwürfe zurück. Für eine Stellungnahme war Saalfrank am Samstag zunächst nicht zu erreichen, RTL wollte sich gegenüber der dpa nicht dazu äußern.
Die Darstellung des Senders liest sich anders: „Trotz immer noch akzeptabler Quoten sind wir unübersehbar in einer Reifephase angekommen“, sagte der zuständige Bereichsleiter bei RTL, Markus Küttner. Auch Saalfrank dankte in der Mitteilung für die Zusammenarbeit. Es hieß auch: „In meiner TV-Arbeit sind mir Authentizität und Nachhaltigkeit wichtig und ich bin dankbar, dass wir mit "Die Super Nanny" über Jahre hinweg ein erfolgreiches nicht gescriptetes Reality Format etabliert haben.“
Ob diese Aussage Saalfranks auch auf die letzten der insgesamt zwölf Staffeln zutrifft, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Klar ist aber: Die Real-Life-Serie war von Anfang an umstritten. Nach zunächst wütenden Protesten zum Start der „Super Nanny“ 2004, in denen RTL die Entwürdigung von Kindern vorgeworfen wurde, legte sich die Kritik in den Folgejahren allerdings etwas.
Zuletzt aber hatte der Deutsche Kinderschutzbund RTL aufgefordert, die Sendung einzustellen, da weder das Filmteam noch Saalfrank selbst bei Gewalt gegenüber Kindern vor laufender Kamera eingegriffen hätten.
Die Zuschauer schalteten trotz der Kritik ein: Das Format erreichte anfangs einen durchschnittlichen Marktanteil von 24,1 Prozent in der werberelevanten Gruppe der Fernsehzuschauer (14- bis 48-Jährige). Die letzte Staffel verzeichnete im Schnitt einen Marktanteil von 17,2 Prozent - immer noch ein Millionen-Publikum.
Für Saalfrank hatte es immer ein Spannungsfeld zwischen ihrer Arbeit und der medialen Vermarktung gegeben: „Es ist schwierig für mich, auch meine Arbeit sozusagen als Unterhaltung zu verpacken, weil es ist nicht nur Unterhaltung. Ich verstehe den Aspekt Fernsehen: Das ist der Kompromiss, den ich auch ein Stück eingehe“, sagte sie 2007 im Rahmen des Deutschen Fernsehpreises. Diesen Kompromiss konnte sie nun aber am Ende vielleicht doch nicht mehr mit sich vereinbaren?