„Charlie Hebdo“-Wagen sorgt in Menden für gemischte Gefühle
Im Sauerland lassen sie sich nicht einschüchtern: Mit zwei Motivwagen zu „Charlie Hebdo“ sind die Karnevalisten in Menden durch die Straßen gezogen. Nicht jeder hatte dabei ein gutes Gefühl.
Menden (dpa) - Sie haben sich nicht einschüchtern lassen: Mit zwei umstrittenen Motivwagen zur französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ sind die Karnevalisten in Menden im Sauerland durch den Ort gezogen.
Auf den Motivwagen hatten die Jecken überdimensionale Stifte montiert, die eine Spielzeugpistole auffressen. Die Wagen in Menden standen auch deshalb im Fokus, weil im Kölner Rosenmontagsumzug ein geplanter Wagen zu dem Anschlag auf das Satiremagazin wegen Bedenken um die Sicherheit wieder zurückgezogen wurde.
35 000 Menschen standen am Sonntag bei blauem Himmel am Straßenrand, überall tönte es laut „Menden Helau“. „Es ist ein wunderschönes Gefühl“, sagte Zugleiter Klaus Durawa, der mit vollen Händen Bonbons und Schokolade unter das närrische Volk am Straßenrand warf. „Wir haben im Vorfeld alle Szenarien durchgespielt und unser Sicherheitskonzept angepasst“, sagte Einsatzleiter Josef Pille von der Mendener Polizei. Statt wie in den Vorjahren mit zehn Beamten wurde der Zug diesmal von 30 Polizisten begleitet. Sicherheitsbedenken habe es aber nicht gegeben. „Sonst würde der Zug nicht gehen“, sagte Pille mit Hinweis auf den abgesagte Umzug in Braunschweig.
Viele Besucher am Straßenrand verstanden die Aufregung um die mit französischen Fahnen und dem Schriftzug „Nous sommes Charlie“ verzierten Wagen nicht. „Da wird zu viel Aufheben drum gemacht“, sagte Markus Weimer, der mit seinem Sohn zum Zug gekommen ist. Im Freundeskreis sei in den vergangenen Tagen darüber diskutiert worden, ob man vielleicht besser zu Hause bleibt. „Das gute Wetter hat wohl alle angelockt“, sagt er.
Gemischte Gefühle hatte Gabi Lübbers: „Mein Enkelkind geht mit, da mache ich mir schon ein wenig Sorgen. Man hätte das im Vorfeld zumindest nicht so publik machen sollen“, fand sie. Zugleiter Durawa betonte, dass der Verein mit dem Wagen ein Zeichen für Meinungs- und Pressefreiheit setzen wollte. „Das ist wichtig, auch angesichts des neuen Attentats in Kopenhagen.“