Der ARD/ZDF-Kinderkanal wird 15
Hamburg (dpa) - Kinder gehören nicht vor den Bildschirm, und „wenn, dann vor den“, nämlich vor den ARD/ZDF-Kinderkanal Ki.Ka. Das war damals bei seiner Gründung vor genau 15 Jahren sein kerniges Motto.
Doch Zeiten ändern sich und Fernsehgewohnheiten selbst bei den Jüngsten auch.
„Wir müssen damit leben, dass ältere Kinder zum Beispiel gerade in der Hauptsendezeit vor dem Bildschirm sitzen“, sagt Ki.Ka-Programmgeschäftsführer Steffen Kottkamp. Verbote und Predigten nützen da gar nichts. Und ein Kinderkanal darf keine stille Oase zur früheren Stunde werden.
Der Ki.Ka will laut Kottkamp schnittiger, aktueller werden, nicht so kinderbunt, mehr kühl und modern schon in der Farbgebung des Auftritts. Ein neues Design wurde entworfen, ein neuer Slogan gefunden, weniger belehrend-onkelhaft und ohne leicht drohend erhobenem Zeigefinger: „Ki.Ka für dich“.
Denn, so Kottkamp, „beim Kinderkanal kann jeder etwas finden, was er braucht, von der Show bis zur Wissenssendung. Der Ki.Ka bedient, das macht man sich nicht immer klar, auf seine Weise alle überhaupt nur möglichen Genres.“
Auch der Krimi ist dabei, nicht ohne Blick auf die obere Altersgrenze der angepeilten Zuschauer von drei bis 13. Denn mit den Gerade-Teenies hat es der Sender am schwersten. Die schreckt an der Stufe vor dem Erwachsenwerden allein schon das Wort „Kinderkanal“ ab.
Aber sie könnten hingucken, wenn im Jubiläumsjahr in der Reihe „Krimi.de“ ein heißes Thema angesprochen werden soll, der sexuelle Missbrauch von Kindern. Als lustige „Schnitzeljagd“ kommt mit einer weiteren Folge eine Wissenschaftssendung daher, deren erste Folge über das Heilige Land dem Sender einen Adolf-Grimme-Preis brachte. Diesmal, ab 7. Januar, geht es auf „Schnitzeljagd bei den alten Griechen“.
Ein anderes Highlight: die deutsch-australische Verfilmung des Kinderbuchs „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab'?“ als Zeichentrickserie. Und im Zeichentrick schwebt auch die „Prinzessin Lillifee“ auf den Ki.Ka nieder, während der schon zur Weihnachtszeit in der ARD gesendete „Nils Holgersson“ nach dem Jugendbuchklassiker von Selma Lagerlöf sehr realistisch auf seinen Wildgänsen dahinschwirrt.
So hofft denn der Ki.Ka, seinen Marktanteil zu halten. Er lag im zu Ende gehenden im Durchschnitt bei etwa 20 Prozent beim Zielpublikum der drei- bis 13-Jährigen mit einem Höchstwert von 21 Prozent im letzten November, dem absolut höchsten überhaupt in der Ki.Ka-Geschichte. Nur Super RTL wird das Jahr mit 24 Prozent besser beenden. Leicht wird es der Ki.Ka trotz recht guter Werte nicht haben.
Und dies hängt mit dem Skandal um seinen früheren Herstellungsleiters zusammen, der im Sommer wegen der Hinterziehung von rund acht Millionen Euro zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde: „Das Ansehen unseres Senders blieb glücklicherweise unbeschädigt“, sagt Kottkamp zwar. Dennoch muss nun der Sender mit einer Budgetkürzung von etwa 800 000 Euro bei einem Jahresetat von etwa 35 Millionen Euro am Standort Erfurt zurechtkommen. Kottkamp gibt sich zuversichtlich: „Wir müssen damit leben und werden damit konstruktiv umgehen. Wir verschlanken Arbeitsabläufe, organisieren Verwaltungsprozesse neu. Am Programmangebot“, beteuert er, „wird aber nicht gespart.“