Die Brigitte Bardot der DDR
Eva-Maria Hagen ist Schauspielerin, Malerin und Autorin. Die Mutter von Nina und Oma von Cosma-Shiva wird am Sonntag 80.
Hamburg. „Wir haben uns alle sehr lieb“, antwortet Eva-Maria Hagen auf die Frage, wie sie die Künstler-Familie Hagen beschreiben würde, „auch wenn wir alle sehr unterschiedlich sind“: Tochter Nina (59) gilt als Ikone der Punk-Bewegung, machte als Sängerin und TV-Jurorin Schlagzeilen. Enkelin Cosma-Shiva (33) ist Schauspielerin und Galeristin. Und auch Mutter und Oma Eva-Maria, die am Sonntag ihren 80. Geburtstag feiert, blickt auf eine bewegte Karriere zurück.
In der DDR als Filmstar und Musical-Darstellerin gefeiert, lernte Eva-Maria Hagen 1965 den Liedermacher Wolf Biermann kennen und wurde bis zu ihrer Ausbürgerung von der Staatssicherheit überwacht und wegen Staatsverleumdung angeklagt. 1977 folgte sie dem Ex-Lebensgefährten nach Hamburg, wo sie heute immer noch lebt.
An ihrem runden Geburtstag wollen alle Hagens im Literaturhaus-Café an der Alster zusammenkommen. Freunde aus Berlin werden vorbei kommen, vielleicht auch Marie Biermann, die Tochter von Wolf Biermann, mit der sie gemeinsame Liederabende veranstaltet hat.
„Mir liegt sehr am Herzen, diesen umfangreichen Liederschatz, den ich mir während meiner Laufbahn einverleibt habe, der jungen Generation ans Herz zu legen“, meint die zierliche Frau mit den weichen Gesichtszügen.
Aufgewachsen im mecklenburgischen Perleberg, zog es Eva-Maria Hagen bald in die Großstadt und ans Theater — bereits mit 17 Jahren debütierte sie am Berliner Ensemble unter der Regie von Bertolt Brecht.
Die DEFA-Filmkomödie „Vergesst mir meine Traudel nicht“ (1957) machte die Künstlerin populär — inzwischen Mutter von Tochter Nina aus der Ehe mit Schriftsteller Hans Oliva-Hagen. Bis 1965 wirkte Eva-Maria Hagen in rund 50 TV- und Kino-Filmen mit. Von Natur aus dunkelhaarig, musste sie meist in die Rollen von busenbetonten Blondinen schlüpfen, was ihr bald den Titel „Brigitte Bardot der DDR“ einbrachte.
Die Begegnung mit Liedermacher Wolf Biermann 1965 veränderte das Leben von Eva-Maria Hagen, privat wie beruflich. „Er war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.“ Als sie 1976 gegen Biermanns Ausbürgerung öffentlich protestierte, entließ man sie fristlos und belegte sie mit Berufsverbot.
In ihrem Buch „Eva und der Wolf“, das 1998 erschien, publizierte sie auch Stasi-Protokolle über das Paar. „Es machte mich depressiv, als ich sah, dass Freunde, denen ich vertraut hatte, der Stasi die intimsten Dinge berichteten.“ Heute beschreibt sie ihr Verhältnis als „locker“. „Wenn wir uns auch selten sehen, ist er mir im Herzen nie abhandengekommen. Außerdem singe ich oft seine Lieder, ohne die mein Leben ärmer und düsterer gewesen wäre“, sagt Hagen.
Nach der Wende drehte Hagen wieder Filme in Babelsberg in Potsdam, steht als „Medea“ oder „Mutter Courage“ auf der Bühne oder sang Brecht-Lieder. Auch im Fernsehen und Kino sah man die vielseitige Künstlerin, zuletzt in Komödien wie „Dinosaurier - gegen uns seht ihr alt aus!“ (2009) oder Dramen wie „Lore“ .