Karneval 2016 Düsseldorf sagt den Zug, Köln den Sturm ab
In der Domstadt feiern die Jecken ausgelassen ihren Rosenmontagszug. In Düsseldorf und vielen Städten in unserer Region hagelt es aber Absagen.
Düsseldorf. Um punkt 8.39 Uhr vergeht den Narren in Düsseldorf die gute Laune, als Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bekannt gibt, dass der „Zoch“ wegen der Sturmwarnung ausfällt. Viele der Karnevalisten machen sich gar nicht erst auf den Weg. Statt voll mit schunkelnden Jecken ist die Altstadt menschenleer.
Die zwölf Mottowagen von Jacques Tilly, seit jeher das Salz in der närrischen Suppe, werden für zwei Stunden vor dem Düsseldorfer Rathaus gezeigt. Die politischen Motive aus Draht und Pappmaché locken mehrere tausend Neugierige an. „Düsseldorf hat den besten Rosenmontagszug der Welt“, konstatiert der Kölner Kabarettist Jürgen Becker, der seit drei Jahren karnevalistisch fremdgeht. Er wäre auf dem Wagen von Tilly mitgefahren.
Am Dienstag soll entschieden werden, wann der Umzug nachgeholt wird. „Mir wäre der Mai am liebsten, denn wir müssen ja Zeit haben, neue Mottowagen zu bauen“, so Tilly. Michael Laumen, Präsident des Carnevals Comitees, bevorzugt dagegen einen früheren Termin: „Nach dem Ende der Fastenzeit, aber noch nah an den Karnevalstagen.“ Die Wagen der Vereine bleiben unangetastet, während die politischen Wagen am Dienstag zerstört werden.
In Köln sind die Narren dagegen bester Laune. Lang und bunt schlängelt sich der „Zoch“ durch die Innenstadt. Der Himmel ist blau, der Sonnenschein überzieht die Gesichter der Feiernden mit einem warmen Bronzeton, und der Sturm. . . welcher Sturm?
Kaum ein Lüftchen regt sich, während in den Straßen die Kölschen Lieder erklingen: „Viva Colonia“, „Drink doch ene met“, „Superjeilezick“ und „Wenn et Trömmelche jeit“. Es wird gebützt (geküsst) und geschunkelt, nicht auf Armlänge, sondern ganz eng beineinander, weil das an Karneval nun mal so sein muss. Die Stimmung ist riesig — vor allem, weil man alles schon verloren glaubte. Und vielleicht auch, weil man weiß, dass es an diesem Rosenmontag nur in Köln richtig lustig ist.
In Krefeld wartet man zwar bis zur letzten Minute, sagt den Rosenmontagszug dann aber doch ab. „Die Gefahr, dass durch den Wind Äste von den Bäumen gerissen werden und Zugteilnehmer oder Zuschauer treffen, ist einfach zu groß“, sagt ein Stadtsprecher.
Weil der große Sturm bis zum frühen Nachmittag ausbleibt, entschließt sich das Krefelder Prinzenpaar samt Garde dazu, mit einem Mini-Umzug ohne Wagen durch die Innenstadt zu ziehen — statt Kamelle regnete es für die wenigen Zuschauer rote und weiße Rosen. Ob der Zug nachgeholt wird, soll sich laut Zugleiter Albert Höntges vom Comittee Crefelder Carneval frühestens Anfang nächster Woche entscheiden.
Um 8.30 Uhr legen sich die Solinger Verantwortlichen fest: Zugleiter Markus Röltgen, die Feuerwehr und das Ordnungsamt beschließen, dass der Rosenmontagszug wegen der Wetterverhältnisse abgesagt werden muss. Ob es einen Nachholtermin gibt, steht noch nicht fest. „Es gibt keinen Plan B“, erklärt Joachim Junker, Vorsitzender des Festausschusses Solinger Karneval.
Etwa zwei Stunden später kommt Remscheid zur gleichen Bewertung der Lage. Um 10.45 Uhr fällt bei einer Besprechung im Röntgen-Museum die Entscheidung: Der Karnevalszug durch Lennep wird abgesagt. „Es wäre einfach zu gefährlich gewesen“, sagt Gunther Brockmann, Vorsitzender der Lenneper Karnevalsgesellschaft. Auch die Freiluftparty auf dem Alten Markt findet nicht statt. Mit leichter Verspätung starten dagegen die Jecken im Wermelskirchener Stadtteil Dabringhausen. Kurz nach 11 Uhr setzt sich der närrische Lindwurm in Bewegung. Es gibt kaum Wagen mit hohen Aufbauten.
Ebenfalls stattfinden kann der Kinderkarnevalszug „Rä-Te-Ma-Teng“ in Hückeswagen. Der Zug beginnt um 14.11 Uhr. Zwei Stunden zuvor wird entschieden, dass es möglich ist, durch die Stadt zu ziehen. Das Wetter belohnt die Jecken sogar. Die acht Wagen und mehrere Fußgruppen gehen den Zugweg im Trockenen.
Die Liste der abgesagten Rosenmontagszüge ist lang: Unter anderem Münster, Dortmund, Essen Gelsenkirchen, Mülheim, Bochum, Duisburg, Oberhausen, Recklinghausen, Bottrop, Hagen, Dorsten, Ratingen und Hilden wollten kein Risiko eingehen.