Eltern und Leihmutter streiten um Down-Syndrom-Baby Gammy
Bangkok/Perth (dpa) - Eine thailändische Leihmutter und ein australisches Paar streiten um das herzkranke und behinderte Baby Gammy. Die Eltern, die die gesunde Zwillingsschwester des Babys mit nach Australien nahmen, sagten Reportern am Montag, sie hätten von dem Zwilling mit Down-Syndrom nichts gewusst.
Das sei eine Lüge, sagt wiederum die Leihmutter, die inzwischen dank australischer Spenden mit dem Jungen in einer Privatklinik in Thailand ist.
Die Kinder hätten nach der Geburt im Krankenhaus zusammengelegen, sagt Leihmutter Pattaramon Chanbua (21). Der Vater, der über 50 Jahre alt sei, habe das Mädchen besucht und ihm Fläschchen gegeben, den Jungen aber keines Blickes gewürdigt. Der Junge hat Down-Syndrom und braucht eine Herzoperation. „Ich bin sehr aufgebracht, dass er das sagt“, sagte Pattaramon Reportern. „Die Wahrheit wird rauskommen.“
Die Eltern leben nach Medienberichten in Westaustralien. Sie gingen zunächst nicht an die Öffentlichkeit. Über ihre Familienverhältnisse war nichts bekannt. Dem Sender ABC sagte der Vater, die Erfahrung mit der Leihmutteragentur sei traumatisch gewesen. Die Leihmutter sagte, das Geschäft sei von einem Amerikaner vermittelt worden.
Die Leihmutter ist nach thailändischem Gesetz Mutter des Kindes und hat das Sorgerecht. Sie hat mehrfach betont, dass sie Baby Gammy wie ihr eigenes Kind großziehen will. Trotzdem startete eine Frau aus Melbourne eine Kampagne, um das Kind nach Australien zu holen. Das Einwanderungsministerium meinte, dem Kind stehe womöglich die australische Staatsbürgerschaft zu. Einwanderungsminister Scott Morrison bezeichnete die Mutter als „Heldin und Engel“.
Gammy erholte sich in der Privatklinik Samitivej Sriracha etwa eineinhalb Stunden südöstlich von Bangkok von einer Lungenentzündung. Die Leihmutter war bei ihm und posierte bereitwillig für Fotos mit dem Jungen. „Die Infektion ist weg, er hustet nicht mehr“, sagte ein Sprecher des Krankenhauses. „Es soll in Kürze entlassen werden.“ Auf den australischen Spendenkonto „Hope for Gammy“ waren bis Montag 150 000 Euro eingegangen. Damit sollen die Herzoperation bezahlt und die Zukunft des Jungen ein wenig gesichert werden.