Pride weltweit: auf Jungfernstieg, Grachten und Fahrrädern
Hamburg (dpa) - Auch an diesem Sommerwochenende gab es wieder Christopher Street Days: in Hamburg etwa feierten und demonstrierten etwa viele Männer als Draqueens verkleidet, trugen Make-up, Glitzerkleider oder Federboas.
Andere zeigten sich in Reizwäsche oder knappen Latexanzügen und ahmten die bärtige Dragqueen und Eurovision-Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst nach. In Amsterdam trat Wurst (eigentlich Tom Neuwirth) beim Pride auch auf.
CSD-Paraden erinnern an Vorfälle im Juni 1969 in New York. Nach einer Razzia der Polizei in einer Szenebar kam es damals zum Aufstand von Lesben, Schwulen und Trans*-Menschen in der Christopher Street.
Ein Überblick:
HAMBURG: Mit einer bunten Parade und einem Straßenfest unter dem Motto „Grenzenlos stolz - statt ausgegrenzt“ wurde in Deutschlands zweitgrößter Stadt die Aufmerksamkeit auf die Verfolgung von Schwulen und Lesben in zahlreichen Staaten gelenkt. Angeführt von der aus dem Fernsehen bekannten Dragqueen und Schirmherrin Olivia Jones („Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“) zog am Samstag ein bunter Tross mit rund 15 000 Teilnehmern vom Stadtteil St. Georg durch die Innenstadt. Die Parade vermittelte in erster Linie Lebensfreude, doch Plakate wie Homophobie tötet!“ oder „Schluss mit der Todesstrafe für Homosexuelle“ erinnerten auch global an die politische Dimension. Seit 1980 gehen in Hamburg Homosexuelle für ihre Rechte auf die Straße. Laut Polizei verfolgten rund 150 000 Zuschauer die Parade. „Das ist ein neuer Rekord“, hieß es vom veranstaltenden Verein Hamburg Pride. Bis Mitternacht ging die Party am Jungfernstieg weiter, wo auch am Sonntag wieder Tausende erwartet wurden.
AMSTERDAM: Beim Gay-Pride-Korso in den Grachten der größten niederländischen Stadt gab es eine bewegende Gedenkzeremonie für die Opfer des Flugzeugabsturzes über der Ostukraine. Bevor sich der Reigen vor mehr als 300 000 Zuschauern in Bewegung setzte, fuhren am Samstag zwei Boote mit weiß gekleideten Mitarbeitern von Anti-Aids-Organisationen durch die Grachtenstadt. Mit roten Schleifen erinnerten sie daran, dass unter den fast 300 Opfern des Absturzes vom 17. Juli - die meisten von ihnen Niederländer - auch Aids-Bekämpfer auf dem Weg zur Welt-Aids-Konferenz in Australien waren. Zum ersten Mal beteiligte sich an dem Korso ein Boot mit marokkanisch-stämmigen Niederländern. „Dass es auch unter uns Marokkanern Schwule gibt, ist immer noch ein Tabu, das wir endlich brechen müssen“, sagte ein Teilnehmer im Fernsehen. Zu den Promis der 19. Kanal-Rundfahrt gehörte Österreichs ESC-Siegerin Conchita Wurst.
HANOI: Mit Fahrrädern und Regenbogenflaggen nahmen Hunderte Menschen am Sonntag in Vietnams Hauptstadt an der dritten Gay-Pride-Parade für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern teil. Vietnam sei nach wie vor gesellschaftlich konservativ, meinten die Organisatoren. „Wir kämpfen, bis das Konzept des "Zusammenseins" nicht mehr nur für heterosexuelle Paare gilt.“ Versuche, die Homo-Ehe einzuführen, scheiterten vor kurzem in Vietnam.
ULM/NEU-ULM: Der vierte CSD Ulm/Neu-Ulm fand unter dem Motto „Colors of the Danube“ (Farben der Donau) statt und wollte die Vielfalt unter dem Regenbogen entlang der Donau aufzeigen und auf die andauernden Probleme für Homo- und Transsexuelle in einigen Ländern hinweisen.