Tweet FDP-Politikerin bezeichnet Greta Thunberg als „krankes Kind“ und erntet Shitstorm

Düsseldorf · Eigentlich wollte die FDP-Politikerin Ann-Kristin Spindler eine Tweet schreiben über die große Aufmerksamkeit, die die 16-jährige Umweltaktivistin Greta Thunberg erfährt. Doch mit nur einem Wort löst sie einen Shitstorm aus.

Die junge schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat eine Bewegung losgetreten und sieht sich Hass und Häme im Internet ausgesetzt.

Foto: dpa/Gian Ehrenzeller

Die brandenburgische FDP-Politikerin Ann-Kristin Spindler reagierte auf den Tweet „Wäre #GretaThunberg ein 16-jähriger Junge, würde er als Held gefeiert!“ und erntete ein Shitstorm.

Doch es ist nicht die Aussage von Spindler, sie sei der Meinung, die 16-jährige Schwedin würde „grundlos gehypt“ werden, egal ob Mädchen oder Junge, was die Nutzer auf Twitter aufregt. Spindler bezeichnet die Umweltaktivistin als „krankes Kind (Asperger-Syndom)“ und „warum der Jugendschutz da nicht eingreift.“ Wortwörtlich schreibt Spindler: „Nein, wäre #GretaThunberg ein Junge, wäre ich auch der Meinung, dass er/sie grundlos gehypt würde und mich fragen, warum man ein so krankes Kind (Asperger-Syndrom) dieser Medienvermarktung aussetzt und der Jugendschutz da nicht eingreift.“

Über 100 Kommentatoren antworten der Politikerin, und schreiben ihr, was sie von der Aussage halten. @schechi1202 fragt „Seit wann ist Autismus (der ja eigentlich Autismus-Spektrum-Störung heißt) eine Krankheit??“ Eine andere Nutzerin meint (@annygreengables): „Asperger ist kein Grund sie zu bevormunden“, @beamzuse antwortet Spindler: „Bevormundung, vorgeschlagen von der @fdp? warum sollte der Jugendschutz da eingreifen? Frau Thunberg ist 16 und politikfähig, wenn auch ohne erkennbare Sympathie für die FDP.“ und @alex_waltschew bemerkt kurz und knapp an „Soviel zum Thema „Stigmatisierung von Krankheiten“.

Tatsächlich wird in der medizinischen Fachwelt Asperger als neurobiologische Störung bezeichnet und als milde Form von Autismus eingeordnet. Betroffene können oft nicht nonverbale Signale bei anderen Personen intuitiv erkennen, ihre sozialen Interaktionsmöglichkeiten sind eingeschränkt und sie können Spezialinteressen entwickeln. Die Intelligenz von Menschen mit Asperger-Syndom ist oft überdurchschnittlich.

Der Bundesverband „autismus Deutschland e.V stuft Autismus und das Asperger-Syndrom ebenso als Störung ein - und nicht als Krankheit. Viele Autisten und Asperger sehen sich selber nicht als behindert an und manche lehnen die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises ab.

Bei Greta Thunberg wurde die Diagnose Asperger im Alter von etwa 11 Jahren gestellt. Die 16-Jährige äußerte sich am Montag in einem ausführlichen Facebook-Eintrag über ihre Aktivitäten und über ihre Person, um sich gegen Hass, Häme und Falschausagen zu wehren. In einem Absatz geht sie auf ihre Diagnose Asperger ein und stellt klar, dass sie sich selber nicht als Kranke sieht: „Manche Leute verspotten mich für meine Diagnose. Aber Asperger ist keine Krankheit, es ist ein Geschenk. Die Leute sagen auch, da ich Asperger habe, hätte ich mich nicht in diese Position setzen können. Aber genau deswegen habe ich das getan. Denn wenn ich "normal" und sozial gewesen wäre, hätte ich mich in einer Organisation organisiert, oder eine Organisation von mir selbst gestartet. Aber da ich nicht so gut im Sozialisierung bin, habe ich das stattdessen getan.“

Vielleicht liest auch FDP-Politikerin Ann-Kristin Spindler den Facebook-Post von Thunberg. Zu empfehlen wäre es ihr, zumindest bevor sie den nächsten Tweet über die Klimaaktivistin absetzt.

(dw)