Hunderttausende feiern den Berliner CSD
Berlin (dpa) - Am Tag nach dem gerichtlichen „Ja“ zur Homo-Ehe in den USA haben mehrere hunderttausend Menschen den Christopher Street Day (CSD) in Berlin gefeiert.
Die Polizei zählte am Samstag 1600 Menschen, die bei der schrillen Parade auf Wagen und in Fußgruppen in Richtung Brandenburger Tor mitfuhren und -liefen. Am Straßenrand sammelten sich entlang der Route laut Veranstalter gut 500 000 Schaulustige - obwohl das Wetter alles andere als sommerlich war. Das CSD-Motto in diesem Jahr: „Wir sind alle anders. Wir sind alle gleich.“
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und sein Vorgänger Klaus Wowereit (beide SPD) feierten mit; ebenso der Botschafter der USA in Deutschland, John B. Emerson. Diese Nachricht aus den USA wurden bei der Demonstration gefeiert: Am Freitag hatte das höchste Gericht erklärt, dass Schwule und Lesben künftig in allen 50 Bundesstaaten heiraten dürfen.
Die Teilnehmer demonstrierten für die Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen und Transsexuellen. Berlins Regierender Bürgermeister sagte, er erhoffe sich vom CSD in der Hauptstadt „Rückenwind“ für dieses Anliegen. „Ein bisschen Gleichstellung geht nicht“, sagte er. Im Zentrum der diesjährigen Parade, bei der wieder viel nackte Haut und schrille Kostüme zu sehen waren, steht die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften.
In Berlin befürworten 73 Prozent der Bevölkerung einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zufolge die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Allerdings meint nur eine knappe Mehrheit von 55 Prozent, Berlin solle sich auf Bundesebene besonders für die Gleichstellung einsetzen. Das Land hatte sich Mitte Juni bei einer Abstimmung im Bundesrat enthalten. Die Berliner CDU will erst ihre Mitglieder zum Thema befragen.
Die CSD-Paraden, die an unterschiedlichen Tagen weltweit stattfinden, erinnern an einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street. In Berlin ist es der 37. CSD.