Jazztrompeter Tomasz Stanko gestorben - Miles Davis als Vorbild

Berlin/Warschau (dpa) - Der polnische Jazztrompeter Tomasz Stanko ist tot. Das teilten seine Familie und der polnische Jazzverband PSJ am Sonntag mit. Stanko wurde 76 Jahre alt. Er gehörte seit den 60er Jahren zu den bedeutendsten Vertretern der Jazz-Avantgarde seines Landes.

Der polnische Jazztrompeter Tomasz Stanko im Jahr 2012 beim Konzert 'Space of Freedom. Der Musiker ist nach einer schweren Krankheit in Warschau gestorben.

Foto: Piotr Wittman

„Er war ein weltberühmter Jazztrompeter, Komponist, Bandleader und Mentor für viele junge Musiker“, so erinnerte der Verband PSJ in einem Nachruf auf seiner Facebook-Seite an Stanko. Er sei „nach einer schweren Krankheit in Warschau gestorben“. Der polnische Musikjournalist Piotr Baron schrieb auf Twitter, Stanko sei „einer der Gründerväter des polnischen Jazz“ gewesen.

Im Frühjahr waren Auftritte von Stanko und seiner Band auch für Deutschland abgesagt worden. So schrieben die Veranstalter des Festivals XJazz in Berlin, der polnische Musiker sei in Behandlung, man hoffe aber auf eine baldige Besserung.

Das Münchner Jazz-Label ECM, bei dem Stanko zahlreiche Alben veröffentlichte, nennt auf seiner Webseite die US-Trompeter Miles Davis und Chet Baker als frühe Einflüsse. Später seien Free-Jazz-Avantgardisten wie Ornette Coleman und Don Cherry hinzugekommen.

In den frühen 70er Jahre trat er mit seinem Tomasz Stanko Quintet ins Rampenlicht bei europäischen Festivals. Sein ECM-Debüt „Balladyna“ (1975) sei „auf beiden Seiten des Atlantiks zur Legende geworden“, so die Plattenfirma. Zuletzt brachte er als Mittsiebziger im Vorjahr das hoch gelobte Werk „December Avenue“ mit dem Tomasz Stanko New York Quartet heraus - für den Jazz-Experten des britischen „Guardian“ eine „Tondichtung, die Gänsehaut hervorruft“.