Wieleba präsentiert poetische Seite des polnischen Jazz

Der Kontrabassist und seine Begleiter überzeugen beim Uni-Konzert.

Foto: Stefan Fries

Der polnische Jazz hat seit Ende des Ersten Weltkriegs eine lange, eigenständige und nicht unbedeutende Geschichte. Er wurde zweifellos vom real existierenden Sozialismus geprägt. Während der Epoche des Eisernen Vorhangs wurde er systematisch benutzt, um amerikanische Wertvorstellungen zu transportieren.

Unter anderem wurde der Free Jazz ab den 60-er Jahren über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Jazzszene überlebte trotz erheblicher Einschränkungen nach Ausrufung des Kriegsrechts 1981. Nach der Wende brachen schließlich alle Schranken. Der berühmte Free-Jazz-Trompeter Tomasz Stanko wurde 2001 zum Musiker des Jahres gewählt.

Doch neben den renommierten avantgardistischen Richtungen gibt es auch nicht zu vernachlässigende tradierte polnische Formen. Ein Vertreter ist Kontrabassist Lech Wieleba, der mit seinem Quartett im Rahmen der Unikonzerte in der Citykirche Elberfeld das Publikum begeisterte. Nicht von ungefähr nennt er seinen Stil „Poetic Jazz“. Denn charakteristisch an seinen Kompositionen ist eine große lyrische Note.

Sind es Stücke wie „Is Not All The Roses“, „How Far To Manhattan“ oder „Untold Sto-ry“: Feinfühlig- melodiös sind die Themen und der Umgang mit ihnen fein durchdacht. Sogar der Tango („Blue Tango Nuevo“) wird überaus behutsam behandelt. Bei „La Chanson de la Pluie“ wird die traumhaft schöne südfranzösische Atmosphäre in schwärmerische Töne gefasst. Nur bei „Mazur“ geht es fetzig-expressiv zur Sache. Der Umgang mit einer Ballade in f-Moll von Frédéric Chopin ist trotz Verfremdungen respektvoll.

Die Musiker aus den Ländern des „Warschauer Pakts“ genossen eine umfangreiche Ausbildung. Das demonstrierte Lech Wieleba eindrucksvoll. Gekonnt changierte er zwischen klassischen und jazzigen Kontrabasstechniken. Warm, sonor gestrichene Bogenklänge und prägnant gezupfte Töne gingen Hand in Hand. Ihm zur Seite saß sein Sohn Pawel Wieleba. Überwiegend die Besen in den Händen haltend ging der Schlagzeuger sehr differenziert und behutsam mit seinem Schlagzeug um. Die virtuosen Soli von Enno Dugnus am Flügel begeisterten. Und Jan Gospodinow entlockte seinem Flügelhorn und seiner Trompete warme, dezente, agile Töne.