„Der ideale Ausgleich zum Berufsleben“
Die Mitglieder des Vereins Modelleisenbahn Freunde Wuppertal präsentierten an der Heckinghauser Straße ihre Anlagen.
Heckinghausen. „Hauptbahnhof“ steht auf einem Pfeil, der den Weg auf die erste Etage an der Heckinghauser Straße 73a weist. Und da tat sich am 1. und 3. Dezember für die Freunde der Modelleisenbahnen ein wahres Mekka auf: 1600 Meter Gleisanlagen, etwa 300 Weichen und 200 Signale auf einer Anlagenoberfläche von 72 Quadratmetern, auf denen die kleinen schnittigen Modellzüge digital und elektronisch gesteuert dahin surren. Durch liebevoll gestaltete Landschaften, Tunnel und über freie Strecken. Ein Bild, das nicht nur die Herzen der Modellbaufreunde höher schlagen lässt.
Das ist das Heim der Modelleisenbahn Freunde Wuppertal (MEF), die ihre Türen für zahlreiche begeisterte Besucher geöffnet hatten und auskunftsfreudig ihre prachtvolle Anlage erklärten. Im Grunde sind es viele Anlagen in mehreren Projekten, die die Betrachter begeistern. Und das beginnt schon im 36 Gäste fassenden Clubraum, wo eine Diorama-Anlage in einer kleinen Landschaft Appetit auf die große Vereinslage macht.
„Lange Züge auf langen Strecken sind unser Schwerpunkt“, erklärt MEF-Vorstandsmitglied Reinhard Göbel, der die Anlage vorführt. Gesteuert wird sie aus einem Leitstand, in dem ein findiger Kopf sitzt, der „Uli Johann digital“ auf seinem Polohemd stehen hat. „Digital gehört praktisch zu seinem Namen“, sagt Reinhard Göbel schmunzelnd. Es fällt auf, dass die Schienenstränge und das gesamte Areal zum großen Teil von Holzkonstruktionen und -stellagen eingerahmt werden. „Da werden noch die zugehörigen Landschaften erstellt“, versichert Göbel und zeigt auf einen in sich geschlossenen Teil im Obergeschoss: die „Köhler-Anlage“, die der 2005 verstorbene ehemalige MEF-Vorsitzende Gerd Köhler privat in seinem Keller untergebracht hatte, die aber dessen Witwe dem Verein zur Verfügung stellte. Eine Anlage, die nicht nur von einem eigenen Leitstand gesteuert wird, sondern auf der auch die kleinsten Details, wie Bahnhöfe, Landschaften und Gebäude eine reine Augenweide sind.
Liebe zum Detail beseelt allerdings auch die übrigen der 61 MEF-Mitglieder, was sich beispielsweise an Kleinigkeiten wie den winzigen Arbeitern ablesen lässt, die gerade einen Zaun auf dem Modell-Gelände streichen und einen Kasten Bier neben sich stehen haben. „Wir haben für viele Dinge Spezialisten, was Technik oder Landschaftsbau angeht. Die haben hier den idealen Ausgleich zu ihrem Berufsleben“, berichtet Reinhard Göbel. Und denen fallen natürlich ständig neue Dinge ein, wie man die Eisenbahnlandschaft, Gleise, Signale und Bahnhöfe noch weiter optimieren kann. „Im Grunde werden wir hier nie fertig.“
Es wäre ein großes Versäumnis, würde man nur die erste Etage und nicht auch noch das Parterre in der Heckinghauser Straße 73, wo der MEF seit zehn Jahren residiert, besuchen. Unten ist nämlich das Reich der zwölf Jugendlichen im Verein. Und da zeigt der Vereinsvorsitzende Hans-Georg Fray voller Stolz, wie viel Kreativität und Geschick die 12- bis 18-jährigen entwickeln, um verschiedene Themen in Szene zu setzen. So haben nämlich zwei Schüler eine Anlage aus der ehemaligen DDR aufgebaut, eine andere aus dem Jahr 1969 hat der 17 Jahre alte Adrian allein erstellt und wird sie demnächst auf einer Ausstellung vorstellen. Im nächsten Raum präsentiert sich eine prächtige Berg-Szenerie mit viel Schnee, Zügen und einer Seilbahn. Und der 13 Jahre alte Tom steuert von seinem Führerstand nach Eingabe des Passwortes digital einen umfangreichen Zugverkehr.
Wer schon in jungen Jahren mit fachlicher Hilfe einen so umfangreichen Zugang zu anspruchsvoller Technik von rund 100 Zügen, die den Jugendlichen zur Verfügung stehen, gefunden hat, der schafft sich spielerisch auch gute Voraussetzungen für die spätere Berufswahl.
„Wir hoffen, den Modelleisenbahn-Virus auch bei den älteren Besuchern einzupflanzen“, verrät Göbel und weist auf die Clubabende an jedem Freitag ab 18.30 Uhr hin, bei denen Gäste herzlich willkommen sind.