Erwachsen werden Jugendliche mit 14 Jahren: unterwegs zwischen zwei Welten
Warum Übergangsrituale so wichtig sind
Mit 13 Jahren sind sie meistens noch richtig niedlich, auch wenn sie das nicht gerne hören. Mit 15 Jahren sind sie deutlich gereift, manchmal schon erstaunlich vernünftig. Dazwischen liegt ein Alter, das sowohl die Jugendlichen selbst als auch die Erwachsene n, die mit ihnen zu tun haben, auf die Probe stellen kann. Mit Übergangsritualen, welche diese besondere Zeit markieren und sie als so bedeutsam würdigen, wie sie auch ist, gelingt der Übergang von einer Welt in die andere etwas leichter.
14 Jahre: Das ist ein ganz besonderes Alter
Die Sängerin Billie Eilish wurde im Alter von 14 Jahren berühmt, andere haben in diesem Alter schon ihren ersten Roman veröffentlicht. Mit 14 finden in vielen Kulturen Übergangsrituale statt, die den Jugendlichen auf seinem Weg zwischen Kindheit und Erwachsenenalter begleiten. Auch der Gesetzgeber würdigt dieses Alter als besonders und gesteht den jungen Menschen mehr Rechte zu, erwartet aber auch mehr Verantwortungsgefühl.
Wie können Eltern ihrem Kind den Übergang erleichtern?
Selbst, wenn das eigene Kind nicht konfirmiert wird oder an einer Jugendweihe teilnimmt, die langsam wieder in Mode kommt, kann und soll der 14. Geburtstag etwas ganz Besonderes sein. Eltern können ein großes Fest ausrichten, das unter einem bestimmten Motto steht, bei einem Anbieter wie dem Karten-Paradies richtig schicke Einladungskarten erstellen lassen und bei Dekoration und Essen nicht sparen. Natürlich soll das Geburtstagskind seine eigenen Wünsche und seine Persönlichkeit in die Gestaltung der Feierlichkeiten einbringen. Für Eltern ist diese rituelle Feier ebenso wichtig, denn auch sie müssen lernen, dass ihr Kind langsam erwachsen wird und losgelassen werden muss.
Herausforderung für die Eltern: Loslassen
Viele Eltern sehen der Pubertät mit gemischten Gefühlen entgehen, gilt sie doch als Zeit, wo aus braven Kindern „kleine Monster“ werden können. Besonders die Jungen neigen zu waghalsigen Verhalten und auch viele Mädchen geraten außer Rand und Band. Bedenkt man jedoch, wozu diese Lebensphase eigentlich dient, sieht man, dass Ganze klarer. Dafür hilft es, einen Blick in die Vergangenheit und auch auf die Bräuche indigener Völker zu werfen:
- In den meisten Naturvölkern vollzieht sich in diesem Alter der Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Dafür wird der junge Mensch für eine Zeit allein in die Wildnis geschickt. Eine potenziell gefährliche Situation, die jedoch für das Erwachsenwerden wichtig ist. In dieser Zeit ist er auf sich allein gestellt und kann über sich und seine Zukunft nachdenken. Die Initiation selbst ist ebenfalls herausfordernd. Der junge Mensch muss eine Prüfung bestehen. Hat er sie gemeistert, kehrt er als Erwachsener zu seinem Stamm zurück.
- In unserem Kulturkreis markierte dieses Lebensalter ebenfalls einen Übergang. Im Mittelalter zogen die Handwerksburschen etwa in die Welt (sie gingen auf die Walz) und auch viele Mädchen wurden zur Ausbildung in anderen Haushalten untergebracht. Dabei machte die Jugendliche vor allem eine wichtige Erfahrung: Dass sie auch allein, ohne ihre Eltern überleben können.
Ablösung bedeutet: Ich kann auch als eigenständiger Mensch existieren!
Diese Erfahrung geht vielen jungen Menschen heute ab, und man kann vermuten, dass manche aus diesem Grund so intensiv nach Grenzerfahrungen suchen. Eltern mögen nicht loslassen, also bleiben die Kinder im bequemen Nest und weigern sich, erwachsen zu werden. Stattdessen suchen sie nach Alternativen für das aufregende Gefühl, mit einem eigenverantwortlichen Leben konfrontiert zu sein. Sie studieren in der Nähe, manche bleiben gleich ganz bei den Eltern wohnen. Die Ablösung bleibt aus.
Der 14. Geburtstag: Das sagt der Gesetzgeber
Der Gesetzgeber würdigt die Tatsache, dass ein Jugendlicher mit 14 Jahren kein Kind mehr ist, deutlicher als viele Eltern. Das ändert sich:
1. Sex ist erlaubt, zumindest wenn der Partner nicht älter als 21 oder jünger als 14 Jahre alt ist. Zuvor gelten sexualstrafrechtliche Schutzvorschriften. Natürlich muss der Sex einvernehmlich sein. 14 ist das Alter, in dem ein Mädchen sich demzufolge auch die Pille verschreiben lassen kann.
2. Freiheit in der Religionsausübung. Jetzt kann der Jugendliche selbst entscheiden, welcher Religion er angehören will. In den Kirchen findet mit 14 Jahren die Konfirmation statt, der ein mehrmonatiger Konfirmationsunterricht bzw. eine Konfirmationsarbeit vorausgegangen ist. Eigentlich als Bestätigung der Taufe gedacht, kann die Konfirmation auch von einem Kirchenneuling gefeiert werden.
3. 22 Uhr Grenze. So lange darf man jetzt draußen bleiben. Wer allerdings in die Disco will, muss einen Elternteil mitnehmen.
4. Die Änderung des Namens. Wer seinen Namen aus gewichtigen Gründen ändern lassen möchte, kann dies nun beantragen.
5. Zur Organspende einwilligen – oder auch nicht. Bis zu diesem Alter entscheiden die Eltern, was im Fall eines Hirntods mit den Organen des Kindes passieren soll, jetzt kann der Jugendliche seinen diesbezüglichen Willen selbst formulieren.
6. Sorgerecht und Adoption: Man möchte vom Stiefelternteil nicht adoptiert werden? Muss man jetzt nicht mehr. Auch bezüglich des Sorgerechts der Eltern herrscht jetzt Mitspracherecht.
7. Strafmündigkeit. Jetzt haften Eltern nicht mehr für ihre Kinder. Wenn sie eine Straftat begehen, müssen sie dafür geradestehen. Das gilt auch bei begangenen Ordnungswidrigkeiten. Wer etwa seinen Kaugummi auf den Boden spuckt und dabei erwischt wird, kann mit einem Bußgeld belegt werden.
8. Das eigene Konto: Die Eltern müssten zwar mit zur Bank kommen, um ein Konto zu eröffnen, aber dann können die Jugendlichen frei darüber verfügen.
9. Alleine verreisen. Mit Erlaubnis der Eltern dürfen Jugendliche jetzt allein in den Urlaub fahren. Am besten erst einmal mit einem betreuten Jugendreiseprogramm. Das kann ein schöner erster Schritt sein, sich von den Eltern abzulösen.