Manieren wie Liv: Promis geben Tipps fürs Leben
New York (dpa) - Schon als kleines Kind ging Hollywood-Schauspielerin Liv Tyler oft mit ihrer Oma ins Museum, ins Konzert oder in ein schickes Kaufhaus. Danach gab es meist ein Stück Karottenkuchen in einem noblen Kaffeehaus in New York.
Die kleine Liv musste sich dafür stets adrett anziehen und den Kuchen brav mit Messer, Gabel und Serviette essen. „Wie jedes andere siebenjährige Kind hatte ich es natürlich auf die Belohnung abgesehen, dieses köstliche Stück Karottenkuchen“, schreibt die heute 36 Jahre alte Schauspielerin. „Aber in den Momenten bevor der Kuchen kam, hat meine Oma es geschafft, mir alles über Tischmanieren beizubringen.“
Oma Dorothea Johnson, die Mutter von Tylers Mutter, ist in den USA eine renommierte Expertin für Manieren. Gemeinsam haben Oma und Enkelin ein Buch geschrieben: „Modern Manners. Tools to Take You to the Top“ (auf Deutsch etwa: Moderne Manieren. Hilfsmittel, die dich an die Spitze bringen). Darin raten sie unter anderem davon ab, zu viel auf Facebook zu veröffentlichen („Nicht mehr als einen Eintrag am Tag“), die Hände bei der Begrüßung in den Hosentaschen zu lassen und die Krawatte bei einem schicken Abendessen über die Schulter zu werfen.
Dazwischen plaudert Tyler, die Tochter von Aerosmith-Sänger Steven Tyler, die mit Filmen wie „Armageddon - Das jüngste Gericht“ und „Der Herr der Ringe“-Reihe bekannt geworden ist, über ihr Leben und ihre Erfahrungen mit Manieren. „Wenn ein Freund dazu kommt, auch in einer zwanglosen Umgebung wie einer Bar oder einem Restaurant, versuche ich immer, aufzustehen, "Hallo" zu sagen, und ihn zu umarmen oder ihm die Hand zu schütteln“, oder: „Wenn ich mich mit einem Regisseur treffe, um ein geplantes Projekt zu diskutieren, schreibe ich ihm danach eine Nachricht und lasse ihn wissen, wie sehr ich unser Treffen genossen habe.“ Nicht gerade überraschend neu sind die Tipps von Tyler, aber trotzdem verkauft sich das rund 20 Dollar (etwa 15 Euro) teure Buch beim Online-Versandhändler Amazon bestens.
Lebenstipps von Promis - natürlich gegen Geld - sind im Trend in den USA. Unangefochtener Star der Szene ist schon seit einigen Jahren die Schauspielerin Gwyneth Paltrow, die mit ihrer Webseite „Goop“ ein kleines Imperium geschaffen hat. Paltrow veröffentlicht Tipps und Tricks zu Kochen, Backen, Kleidung, Schwangerschaft, Sport und vielem mehr. Dazu vermarktet sie ihre Kochbücher und Stadtführer-Apps für das Handy. Zwar sind viele Tipps und Rezepte kostenlos, aber die beworbenen Produkte, die oft von Designern in Zusammenarbeit mit „Goop“ hergestellt und auf der Webseite natürlich gleich bestellt werden können, sind ziemlich teuer. Experten vermuten, dass die Webseite, die keine Zahlen veröffentlicht, großen Umsatz macht - und das, obwohl sie von vielen als spießig kritisiert wird.
Längst hat Paltrow Nachahmer gefunden: Die Schauspielerinnen Elizabeth Banks, Shay Mitchell, Zooey Deschanel und Lindsay Lohan, die TV-Sternchen Olivia Palermo und Lauren Conrad, sowie Katherine Schwarzenegger, Tochter des Ex-Gouverneurs von Kalifornien und Schauspielers Arnold Schwarzenegger, haben alle ebenfalls Lebenshilfe-Webseiten gestartet - auch Schauspielerin Blake Lively hat ihre Version angekündigt. „Es geht darum, ein sehr einzigartiges Leben zu führen und wie man das schaffen kann“, sagte der „Gossip Girl“-Star der „New York Times“.
Die US-Sängerin und Schauspielerin Demi Lovato schaffte es mit ihrem Selbsthilfebuch „Staying Strong“ (auf Deutsch etwa: Stark bleiben) sogar auf den ersten Platz der „New York Times“-Liste der meistverkauften Bücher in diesem Bereich. Das Mitte November erschienene Buch handelt laut dem MacMillan-Verlag von Lovatos Kampf gegen Depressionen und Süchte. „Hier finden sich ihre eigenen Worte und Zitate, die sie inspiriert haben, sowie persönliche Gedanken, Überlegungen und Ziele“, heißt es in einer Mitteilung des Verlags.
Experten glauben an das Business-Model der Star-Webseite. „Die Promis merken, dass es viele Menschen da draußen gibt, die wissen wollen, was sie essen, welche Kleidung sie tragen und welche Bands sie am liebsten hören“, sagte die Marketing-Expertin Dana Randall der „New York Times“. „Und das sind natürlich alles wundervolle Möglichkeiten für gute Geschäfte.“