MDR-Intendant Reiter hört vorzeitig auf
Leipzig (dpa) - Wenige Tage vor dem 20-jährigen Jubiläum des Mitteldeutschen Rundfunks hat Intendant Udo Reiter (67) seinen vorzeitigen Abschied noch für dieses Jahr angekündigt. „20 Jahre sind genug“, sagte Reiter laut einer MDR-Mitteilung vom Donnerstagabend in Leipzig.
Reiter wurde 1991 zum ersten Intendanten des neu gegründeten MDR gewählt und dreimal in seinem Amt bestätigt. Seine derzeitige Amtszeit läuft eigentlich bis 2015. In seinem Vertrag gibt es aber eine Ausstiegsklausel. Reiter teilte mit, er habe nach gründlichem Nachdenken davon Gebrauch gemacht. Er lebe seit 45 Jahren im Rollstuhl, das habe gesundheitliche Spuren hinterlassen. Nach 20 Jahren sei es außerdem an der Zeit, den Staffelstab an die nächste Generation weiterzugeben.
Reiter hatte zuletzt mit dem Ki.Ka-Betrugsskandal zu tun, bei dem ein Schaden von mehr als acht Millionen Euro entstanden ist. Deshalb hatte er auch die MDR-Jubiläumsgala abgesagt. „Das passt jetzt nicht in die Landschaft“, sagte Reiter kürzlich der Nachrichtenagentur dpa. „Ich war mit dem Ki.Ka immer besonders verbunden. Der Betrug hat mich persönlich getroffen. Da ist einem nicht nach großen Feiern zumute.“
Der Staatsvertrag für den MDR wurde am 30. Mai 1991 in Erfurt unterzeichnet, also vor fast genau 20 Jahren. Der Sender ist für den Kinderkanal federführend.
Wie bekannt wurde, hat Reiter am Donnerstag den MDR-Verwaltungsratsvorsitzenden über seine Absicht informiert. In diesem Gremium wird nun über das Verfahren der Nachfolge entschieden. Deshalb steht laut MDR der Zeitpunkt von Reiters Ausscheiden noch nicht genau fest.
Reiter wurde 1944 in Lindau am Bodensee geboren. Nach einem Verkehrsunfall sitzt er seit 1966 im Rollstuhl. Seine journalistische Laufbahn begann er beim Bayerischen Rundfunk. Dort wurde er Chefredakteur und 1986 Hörfunkdirektor. Seit 1991 baute er die Dreiländeranstalt MDR zu einer „Stimme des Ostens“ aus. Erfolgreich sind Serien wie „In aller Freundschaft“, „Tierärztin Dr. Mertens“ sowie die „Tatort“-Folgen mit Simone Thomalla.