Mia und Ben sind die beliebtesten Vornamen
Hamburg (dpa) -.Sie haben nur drei Buchstaben, sind in vielen Fremdsprachen gut verständlich und duften doch mit einem kleinen Hauch Romantik oder Abenteuer:
Mia und Ben sind die beliebtesten Vornamen des Jahres 2011. Der Buchstabe „L“ wie in Lust und Liebe steht bei vielen Namen ganz vorn: Lea, Leonie, Lukas oder Luis zählen ebenfalls zu den Top Ten. Das hat der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld in seinen jährlichen Recherchen ermittelt.
Weil bei neugeborenen Mädchen nach einem Namen mit „L“ der Zweitname Marie nach wie vor gefällt, liegt zum Beispiel die CDU-Politikerin Kristina Schröder ganz im Trend, die im Juni als erste Bundesministerin in ihrer Amtszeit ein Baby bekommen hat. Ihre Tochter heißt Lotte Marie. Wenn die Kleine in ein paar Jahren in die Schule kommt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass in ihrer Klasse auch Ben und Mia sitzen. „Diese Namen führen die Hitliste in diesem Jahr mit deutlichem Vorsprung an“, erklärt Forscher Bielefeld.
Er hat ausgerechnet: „Bei der Einschulung des Geburtenjahrgangs 2011 wird es dann bei einer Klassenstärke von 25 Kindern in jeder dritten Klasse eine Mia geben.“ Neben einer Helena zu sitzen, wird schon schwerer: Mit Platz 50 ist dieser Name nur in jeder 20. Klasse vertreten. Auch Emma, Hanna, Anna, Lea oder Leonie könnte es im Freundeskreis des Politik-Nachwuchses viele geben. Bei den Jungs sind neben Ben der bisherige Spitzenreiter Leon sowie Lukas, Finn, Jonas und Luis die Favoriten - wenn auch in verschiedenen Schreibweisen.
162 943 Geburtsmeldungen von 427 Standesämtern, Kliniken und Geburtshäusern hat Bielefeld für seine Statistik in diesem Jahr ausgewertet, rund ein Viertel aller 2011 in Deutschland geborenen Babys. Eine offizielle Statistik über Vornamen gibt es nicht; auch die Zusammenfassung der Gesellschaft für deutsche Sprache beruht auf Stichproben, wertet jedoch Vor- und Zweitnamen zusammen aus.
Namen spiegeln immer wieder auch gesellschaftliche Themen wieder. So ist zum Beispiel Kevin - Spitzenreiter bei den Jungs vor genau 20 Jahren - definitiv out und taucht nicht einmal mehr in den Top 100 auf. Das gleiche Schicksal ist Chantal und Mandy widerfahren. Zu groß war die Diskussion um den „Kevinismus/Chantalismus“: Eine Studie hatte ergeben, dass Grundschullehrer Schülern mit diesen Namen automatisch schlechtere Noten geben, weil sie damit eigene Unterschichten-Vorurteile verbinden. In der Studie fand sich der böse Satz: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.“
Fest steht nach Angaben des Namensforschers Bielefeld, dass es immer Modenamen geben wird und auch immer die Ausnahme davon: 17 Prozent aller Neugeborenen heißen 2011 wie andere Babys aus den Top Ten. Doch bei ebenfalls 17 Prozent wählten die Eltern einen Namen aus, der nicht einmal unter den 500 beliebtesten ist. Zum Beispiel Hedon oder Sonea-Feline, deren Geburt Bielefeld in der 50. Woche des Jahres verzeichnet hat. Und die Mias und Bens aus diesem Jahr hießen seiner Statistik zufolge vor genau 100 Jahren noch Gertrud und Walter, vor 50 Jahren waren Susanne und Thomas am beliebtesten.
Doch es gibt nicht nur zeitliche, sondern auch regionale Unterschiede: In Bayern schaffen Mia und Ben es nur auf die Plätze fünf und sieben. Im Freistaat nennen Eltern ihre Kinder seit langem lieber Anna und Maximilian. Namen, die es im nördlichsten Bundesland nicht in die Top Ten schaffen - dafür belegt in Schleswig-Holstein aber Ida Platz sieben.
Manchmal beeinflussen auch Promis die Namensgebung: Nach dem Grand-Prix-Sieg von Lena Meyer-Landrut belegte ihr Vorname im vergangenen Jahr den dritten Platz. Doch der Erfolg war von kurzer Dauer: „In diesem Jahr hat Lina durchweg Lena überholt.“
Fest steht auch, dass die Deutschen zwar die Hochzeit des Jahres von Prinz William und Katherine Middleton zu Millionen am Fernseher verfolgt haben. Die Begeisterung für die Romanze schlug sich aber nicht in royalen Babynamen nieder: Kein William, keine Kate unter den beliebtesten 25.
Anhand seiner Namensstatistik kann Knud Bielefeld auch andere gesellschaftliche Dinge klären: So werde er immer wieder gefragt, warum denn Mohammed nicht unter den Top Ten auftauche, erzählt der Hobbyforscher. Die Antwort geben die Herkunftsländer der Eltern: „Bei Muslimen aus Bangladesch, Indien oder Pakistan ist es weit verbreitet, mindestens einen Sohn Mohammed zu nennen“, erklärt er. In Deutschland stamme der Großteil der Muslime jedoch auch der Türkei. „Da spielt der Vorname Mohammed keine große Rolle.“