Regen beim „Ladies' Day“ in Ascot
London (dpa) - Der englische Rasen war triefend nass, der Himmel wolkenverhangen. Aber der Spaß der royalen und prominenten Teilnehmer des Pferderennens von Ascot wurde dadurch nicht gemindert.
Unter den Schirmen blitzten am Donnerstag gewagte Hutkreationen, elegante Kleider und Stöckelschuhe hervor. Wer auf wasserfest gesetzt hatte, lag zumindest im Modewettlauf ganz vorn. Erstmals unter den Gästen des 300 Jahre alten Spektakels waren die Eltern von Königshaus-Neuling Kate Middleton. Carole und Michael Middleton folgten der Queen in der Pferdekutschen-Prozession zum Auftakt des Rennens. Genau im richtigen Augenblick kam zum Rennstart doch noch die Sonne hervor.
Besonders originell unter all den Hüten: eine Kopfbedeckung aus Luftballons. Passend dazu hatte die Trägerin einen Regenschirm aus Luftballons mitgebracht. „Ich habe den Schirm noch schnell gebastelt, als ich das Haus verließ, sonst wäre ich total nass geworden“, verriet die Ballonkünstlerin.
Zur 300-Jahrfeier von Ascot hatte sich auch die Argentinierin Paula Iachetti-Gibson etwas Besonderes einfallen lassen. Auf ihrem breitkrempigen Hut hatte sie neben einer Kronen-Dekoration zu Ehren der Königin auch die Zahl 300 platziert, eingebettet zwischen Blättern und Schmetterlingen.
Über die Hutwahl der 85-jährigen britischen Monarchin wird jährlich erneut spekuliert. Diesmal entschied sie sich für eine korallenfarbene Kopfbedeckung mit grünen Applikationen, passend zu ihrem Seidenkostüm.
Unter den prominenten Besuchern waren Sänger, Fußballer und Filmstars. Die britische Schauspielerin Liz Hurley ließ Twitter-Freunde wissen, sie werde wegen der Regenschauer und kühlen Temperaturen ein Unterhemd unter ihrem Versace-Kleid tragen.
Der dritte Tag von Ascot, der Galopprennbahn nahe dem königlichen Schloss Windsor, ist der wichtigste Renntag. Denn es geht um den seit 1807 vergebenen Golden Cup, der mit 250 000 Pfund (285 000 Euro) dotiert ist. Königin Anne hatte das Pferderennen von Ascot 1711 ins Leben gerufen, um schnelle Schlachtrösser für den Krieg auszuwählen.
Seitdem hat Ascot viele Sieger erlebt. Legendäre Pferde wie „Yeats“, der zwischen 2006 und 2009 als bisher einziger viermal in Folge den Gold Cup gewann. In diesem Jahr sind für die 30 Rennen mit 500 Pferden vier Millionen Pfund Preisgeld ausgelobt. Jedes Jahr werden in Ascot 170 000 Flaschen Champagner getrunken sowie mehr als 10 000 Hummer und 5000 Austern verspeist.
Für die Zuschauer gelten strenge Regeln, der Dress Code ist eine der wichtigsten. Für das Fußvolk auf der 2006 für 220 Millionen Pfund sanierten Haupttribüne reichen Hemd und Krawatte. In der Royal Enclosure - dort, wohin es alle zieht, die entweder schön oder reich oder beides sind - geht das so einfach nicht. Der Herr hat Stresemann und Zylinder zu tragen - und sollte diesen nur beim Essen oder in geschlossenen Räumen absetzen. Selbst für Weste, Krawatte und Hemdmanschetten gibt es Empfehlungen.
Den Damen wird nicht exakt gesagt, was sie zu tragen haben. Dafür gibt der königliche Treuhänder ihnen unmissverständlich zu verstehen, was gar nicht geht: Minirock, schulterfrei, Spaghetti-Träger.