„Schtonk“ auf der Spur: Premiere von Guttenberg-Satire

Berlin (dpa) - Um den Film wurde fast so genauso viel Rummel gemacht wie einst um Guttenberg selbst. Doch bei der Premiere der TV-Satire „Der Minister“ am Montagabend in Berlin ist dann doch alles einen Tick kleiner als erhofft.

Vor allem die Hauptperson fehlt:

Der in die USA entschwundene einstige Superstar der deutschen Politszene, CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg, glänzt durch Abwesenheit. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), im Film umwerfend parodiert von Katharina Thalbach, ließ sich die Vorab-Fassung im Kino entgehen. Kein aktiver Politiker weit und breit, obwohl alle aktuelle Minister und das Vorgänger-Kabinett eingeladen wurden. „Die halten sich sehr bedeckt“, heißt es beim Sender SAT.1. Gut möglich, dass der ein oder andere die Ausstrahlung am nächsten Dienstag (12.3./SAT.1, 20.15 Uhr) lieber im Heimkino sieht - ohne neugierige Journalisten.

Die Filmleute, die prominentesten Menschen auf dem Roten Teppich, nehmen's gelassen. „Das ist mir, ganz ehrlich gesagt, egal“, verkündet Hauptdarsteller Kai Schumann („Tatort“). „Das ist ja kein Film über den Herrn Guttenberg allein, sondern eine Gesellschaftssatire. Ich sehe mich da bei aller notwendigen Demut in der Tradition von "Schtonk" oder "Kir Royal".“

Oh, hoch hinaus! Doch an die legendäre Komödie über die gefälschten Hitler-Tagebücher oder die wunderbar leichtfüßige Persiflage auf einen Münchner Klatschreporter reicht „Der Minister“ trotz teils witziger Dialoge nicht ganz heran. Die rund 700 geladenen Gäste im prächtigen Berliner Delphi Filmpalast klatschen gleichwohl kräftig Applaus.

Nach einem Drehbuch von Grimme-Preisträgerin Dorothee Schön erzählt der Film von einem jungen Adeligen namens Franz Ferdinand von und zu Donnersberg, genannt Donni, der innerhalb von drei Jahren vom Nobody zum Szenestar und „Sexiest Man in Politics“ avanciert. Kanzlerin Murkel ist der Youngster ein Dorn im Auge, bis sich das Problem von allein erledigt: Nachdem auffliegt, dass der Verteidigungsminister seine Doktorarbeit zum größten Teil geklaut hat, stürzt er tiefer, als er einst stieg.

„Der Film hat überhaupt nichts mit lebenden Personen oder Ereignissen aus der Vergangenheit zu tun“, versichert SAT.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow. „Wenn Ihnen trotzdem das ein oder andere bekannt vorkommen sollte, ist das reiner Zufall.“ Katharina Thalbach (59) sieht das anders. Es sei wichtig, solche realen Fälle kritisch aufzugreifen, weil sie sich ja wiederholten, sagte sie und verweist auf die spätere Wulff- und die Schavan-Affäre. „Das ist ja durchaus in gewisser Weise an der Tagesordnung.“

Zur Premiere bekommen die Gäste eine Ausgabe des „Blitz Kurier“, dessen Chefredakteur Jan Breitmann (Thomas Heinze) eine wichtige Rolle bei der Karriere des von und zu Donnerberg spielt - Ähnlichkeiten natürlich wieder rein zufällig. Unter knalligen Schlagzeilen und vielen Promi-Bildern dankt der Berliner Erfolgsproduzent Nico Hofmann („Der Tunnel“, „Dutschke“) darin vor allem seinem TV-Partner.

„SAT.1 war nicht nur der richtige Sender, sondern auch der einzige Sender, der den Mut bewiesen hat, sich mit uns an dieses gewagte Projekt heranzutrauen“, so Hofmann. Und Drehbuchautorin Schön schreibt: „Ich war überzeugt, dass es niemand wagen würde, diesen Stoff zu machen. Politsatiren sind eigentlich in Deutschland so selten wie freilaufende finnische Tiger.“