„Sektflöten“ und „Großer Quatschkopf“ - „GQ“-Gala in Berlin

Berlin (dpa) - In Berlin wurden die „Männer des Jahres“ gekürt. Mit dabei: Sänger Thomas Quasthoff, Olympiasieger Robert Harting und der Fernsehmoderator Klaas Heufer-Umlauf, der sich von einer bislang eher unbekannten Seite zeigte.

„Meine Damen und Herren, liebe geladene Gäste, liebe zwei Drittel der Anwesenden, die heute Abend als "plus 1" hier sind, liebe Sektflöten von der "GQ"“ - mit diesen Worten hob am Freitagabend in Berlin der TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf (29) zu seiner Laudatio auf EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (56) an. Das Magazin „GQ Gentlemen's Quarterly“ hatte den SPD-Politiker als „Repräsentant der größten Volksversammlung unseres Kontinents“ und „im besten Sinne“ unbequemen Politiker zu einem „Mann des Jahres“ gekürt.

Heufer-Umlauf - im Fernsehen oft nur albern - überraschte viele der rund 900 Gala-Gäste mit seinem durchaus ernsten Europa-Plädoyer. Auf der Aftershow-Party mit viel Champagner und Häppchen bekam er noch öfter Lob dafür.

Die Vorurteile gegenüber sich hatte er geschickt in die Rede eingebaut: „Warum also hält ausgerechnet Pipi-Kaka-Unterhaltungszwerg Klaas Heufer-Umlauf - ja, richtig: Klaas von "Joko und Klaas", der Giro-Hero-Sparkassen-Spacko, der Ex-Friseur mit dem Napoleonkomplex, der überschätzte Gernegroß - warum hält DER die Laudatio auf Martin Schulz...?“

Die Antwort gab es natürlich gleich dazu: Es sei nun mal so, dass er und Schulz sich vor ein paar Monaten im Rahmen einer politischen Diskussionsveranstaltung mit jungen Leuten näher kennengelernt hätten und seitdem schätzten.

Man dürfe Europa, so führte Klaas ganz ernst aus, keineswegs nur verstehen als „große Firma mit 27 Chefs, die sich nicht einigen können, die kurz vor der Pleite steht und sich im Bereich Expansion gehörig verrechnet hat im Zukauf weiterer Fachbereiche“.

Vielmehr gehe es mehr denn je darum, das zu erfüllen, was sich die EU-Gründer einst versprochen hätten: „Zu helfen, wenn es nötig ist, und sich auf der anderen Seite so sehr für das eigene Land zu engagieren, und somit anderen die Möglichkeit zu geben, Hilfe auch möglich zu machen.“

Und dafür, so Klaas, stehe Martin Schulz, der stets eine „direkte Sprache“ pflege und „weit bevor irgendwer anders sich überhaupt dort hin getraut hätte“ gleich zweimal nach Athen gereist sei, um dort Tacheles zu reden. „Im absoluten Bewusstsein, dort als Deutscher sicher nicht mit Blumen und Pralinen empfangen zu werden.“

Bei seiner Europa-Rede stand Heufer-Umlauf übrigens zum zweiten Mal auf der Bühne der Komischen Oper: Zuvor war er bereits mit Fernsehkumpel Joko Winterscheidt (33) in der Kategorie „Fernsehen“ selber zu einem der „Männer des Jahres“ gekürt worden.

Weitere Preisträger des Abends waren der Diskus-Olympiasieger Robert Harting (28), der trocken in den Saal fragte, ob „GQ“ jetzt bei ihm „Großer Quatschkopf“ oder „Großer Querdenker“ heißen solle.

Außerdem: Ski-Freestyler Shaun White (26), Ex-Simply-Red-Frontman Mick Hucknall (52), die Schauspieler David Kross (22) und John Cusack (46) sowie Bass-Bariton Thomas Quasthoff (52), der Anfang des Jahres seine beispiellose Karriere aus gesundheitlichen Gründen beendet hat.

Fürs Lebenswerk bekamen der britische Oscar-Preisträger Ben Kingsley (68) und der italienische Modeschöpfer Nino Cerruti den „GQ-Award“. Einzige geehrte Frau des Abends („Gentlewoman of the Year“) war das israelische Model Bar Refaeli (27).

Die „GQ Männer des Jahres“-Awards werden in elf Ländern verliehen, darunter in den USA, Großbritannien, Japan und China. In Deutschland war die diesjährige Gala bereits die 14. Vergabe.