Sidos Faustschlag lässt Fragen offen
Wien (dpa) - Es herrscht Chaos auf der Bühne, Rapper Sido beschimpft den Journalisten und TV-Moderator Dominic Heinzl wüst, dann eskaliert die Situation: Sido schlägt Heinzl ins Gesicht. Dieser geht zu Boden.
Nachdem neue Filmaufnahmen aufgetaucht sind, scheint es auch möglich, dass sich Heinzl vielleicht nur spektakulär fallen ließ. Positives Ende gibt es für keinen: Sido wurde fristlos gekündigt, die Polizei ermittelt. Heinzl verschwindet ebenfalls von den Bildschirmen.
Nach der gewalttätigen Auseinandersetzung Freitagabend nach der Live-Ausstrahlung der Casting-Show „Die große Chance“ zeigen sich beide Männer reumütig. Sido lässt seine Fans über Twitter und Facebook wissen, „dass man mit Fäusten keine Probleme lösen kann, sondern vielmehr welche schafft.“ Heinzl (48) sagte in Interviews: „Mir ist das Ganze unangenehm. Ich wünschte, es wäre nicht passiert.“
Trotz der Einsicht nennt Sido den bekannten Society-Journalisten einen Schauspieler, der sich absichtlich fallen ließ. „Als ich ihn getroffen habe, stand er noch. Als ich aus dem Studio ging, fiel er plötzlich hin“, sagte Sido der „Bild“-Zeitung
. Auf einem Video ist zu sehen, dass Heinzl nach hinten taumelt und nicht sofort zu Boden geht.
Angespannt war das Verhältnis der Männer schon länger: Bereits im Vorjahr kam es bei einem Interview zu einer Rempelei. „Sido wollte danach nicht mehr von Dominic Heinzl interviewt werden. Das war intern bekannt“, sagte der Sprecher des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ORF, Martin Biedermann. Was die Situation Freitagabend derart eskalieren ließ, sei nicht klar.
Der 31-jährige Sido trat 2010 erstmals als Gast-Juror einer Casting-Show im österreichischen Fernsehen auf. Die frechen Sprüche des Rappers gefielen dem Publikum wie dem ORF. Der Rapper wird schnell engagiert, mutiert zum omnipräsenten TV-Liebling und sitzt zwei Staffeln lang in der Show „Die große Chance“ in der Jury. In seiner eigenen Sendung „Blockstars“ sucht er Nachwuchs-Hiphopper. Für einen Auftritt soll er zwischen 10000 und 12000 Euro kassiert haben, mutmaßen Zeitungen.
Doch die Auseinandersetzung mit Heinzl ist nicht der erste Zwischenfall mit einem Journalisten: Sido gerät bereits im Vorjahr mit dem bekannten Zeitungskolumnisten der „Kronen Zeitung“, Michael Jeannée, aneinander. Während der Casting-Show bezeichnet Sido Jeannée als „Hausmeister“. Nach dem Wortduell schreibt die Zeitung über Sidos Vergangenheit und die Causa landet vor Gericht: Sido verklagt das Blatt wegen übler Nachrede und bekommt 7000 Euro zugesprochen.
Rechtliche Konsequenzen wird es diesmal für Sido geben: Die Wiener Polizei leitet Ermittlungen wegen Verdacht auf Körperverletzung ein, wie Polizeisprecher Roman Hahslinger am Montag sagt. Heinzl will keine Anzeige erstatten. Die Polizei geht auch Gerüchten nach, die besagen, Sido habe regelmäßig hinter der Bühne gekifft.
Wenig Grund zur Freude auch für Heinzl am Montag: Der ORF gibt bekannt, dass sein Vertrag für das tägliche Society-Magazin „Chili“ zum Jahresende ausläuft und nicht verlängert wird. Mit der Rangelei mit Sido habe das Aus nichts zu tun, sagt Biedermann. Es sei schon länger beschlossen gewesen.
Es wurde bereits spekuliert, dass Heinzl nun den Jury-Posten von Sido einnehmen soll. „Dazu bin ich nicht schlagfertig genug“, winkt Heinzl in Interviews ab. Doch ein neuer Kandidat hat sein Interesse beim ORF bereits deponiert: Mario-Max zu Schaumburg-Lippe würde den leergewordenen Platz gerne einnehmen.