„The Voice of Germany“ geht ins Finale
Berlin (dpa) — Zuschauer, Musikfans, Experten: Als ProSieben und Sat.1 vor zwei Jahren mit „The Voice of Germany“ an den Start gingen, konnten sie sich vor Komplimenten und Top-Quoten kaum retten.
Eine Castingshow, bei der es ausschließlich auf die Stimme ankommt. Dazu eine Jury, die die Kandidaten mit sehr viel Respekt behandelt. Quasi der Gegenentwurf zur RTL-Konkurrenz „Deutschland sucht den Superstar“. Die dritte Staffel, die an diesem Freitag auf Sat.1 (20.15 Uhr) endet, hat aber eines gezeigt: Zuschauerinteresse ist vergänglich.
Wie schon in den Staffeln zuvor, gingen die Quoten der Liveshows zurück. Während zu Staffelbeginn mehr als vier Millionen Zuschauer an den Bildschirmen dabei waren, fiel die Quote im Halbfinale vergangene Woche auf 2,72 Millionen. Dabei hatten die Macher alles versucht, neuen Schwung in die Sendung zu bringen: Neue Gesichter in der Jury, weniger Liveshows und neue Regeln. „Man muss den Menschen die Möglichkeiten geben, sich neu in eine Show zu verlieben oder eine alte Liebe aufzufrischen“, erklärte der zuständige ProSieben-Unterhaltungschef, Daniel Rosemann, der Nachrichtenagentur dpa. Die Zuschauer konnte das aber offenbar wenig beeindrucken.
Allerdings: In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schlägt „The Voice“ die Konkurrenz regelmäßig. Auch die Downloadzahlen der Songs und die Anzahl der Facebook-Fans lassen darauf schließen, dass die Verantwortlichen weiter zufrieden mit dem Format sind. Auch die frischen Gesichter in der Jury, der frühere Freundeskreis-Sänger Max Herre und der finnische Musiker Samu Haber, haben der Show gut getan. „Der Druck war am Anfang etwas zu viel: Deutsch lernen, ein neues Konzept. Aber die letzten drei Monate waren wie ein einziger Orgasmus“, sagt Fanliebling Haber lachend.
Der Frontmann der Rockband Sunrise Avenue („Hollywood Hills“) ist es auch, der zumindest rechnerisch die größten Chancen auf den Finalsieg hat. Denn er schickt mit „Küken“ Debbie Schippers (17) und Country-Sänger Chris Schummert (20) gleich zwei Kandidaten ins Rennen. Für The BossHoss, die in der ersten Staffel mit Ivy Quainoo den Sieg holten, startet die stark tätowierte Judith van Hel (27).
Großer Favorit ist aber ohne Frage „Rocket Man“ Andreas Kümmert (27), der mit seiner Rockröhre die Zuschauer in allen Runden begeisterte. Der Berufsmusiker aus Bayern scheint mit der Fernsehwelt allerdings nicht viel anfangen zu können. In den Tagen vor dem Finale mied der etwas kauzig wirkende Finalist aus dem Team von Max Herre den Kontakt zu Journalisten, sagte mehrere Termine ab. „Da wir drei nicht in der Favoritenrolle sind, ist es eigentlich recht tiefenentspannt“, erklärte die Münchner Ergotherapeutin van Hel.
Eine kann sich das Finale ebenfalls entspannt anschauen: Die zwei verbliebenen Kandidaten von Nena schieden bereits im Halbfinale aus. Möglich gemacht hat das eine der zahlreichen neuen Regeln. „Ich finde das überhaupt nicht gut“, kommentierte die extravagante Sängerin bereits vor einigen Wochen die neue Punktevergabe in den Liveshows. Gut möglich, dass es die letzte Staffel mit ihr sein wird. Eine vierte Auflage wird es 2014 auf jeden Fall geben. Ob die Macher den Zuschauerrückgang dann stoppen können, wird sich zeigen.