Fernseh-Ermittler Thimo Meitner ist der Neue beim „Alten“
München (dpa) - Jahrelang war Michael Ande als Gerd Heymann der Assistent des „Alten“ und wurde so selbst zum dienstältesten Fernseh-Ermittler. Jetzt hat der „Alte“ einen Neuen: Thimo Meitner (23) spielt den jungen IT-Experten Lenny Wandmann, der das Asperger-Syndrom hat.
Am Freitagabend hatte er seinen ersten Fernsehauftritt in der ZDF-Serie - und Angst vor großen Fußstapfen hatte er nicht, wie er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München sagt.
Frage: Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Alten?
Antwort: Es sind tolle Erfahrungen bisher. Ich verstehe mich mit meinen Kollegen sehr gut und die Arbeit macht ganz großen Spaß, weil ich eine Rolle über einen längeren Zeitraum spielen darf und jetzt auch mal auf der anderen Seite stehen darf - vorher war ich ja meistens der Böse.
Frage: Sie sind jetzt vom Alter her nicht der klassische ZDF-Zuschauer. Haben Sie die Serie vorher überhaupt wahrgenommen?
Antwort: Ich kannte sie natürlich und habe vorher auch ein, zwei Folgen gesehen. Als Kind und Jugendlicher habe ich allerdings generell nicht viel ferngesehen. Den „Alten“ kenne ich vor allem als ein Format, das sehr etabliert ist und das es schon lange gibt. Der „Tatort“ und „Der Alte“ waren für mich immer die zwei großen Krimis in Deutschland.
Frage: Und wie sind Sie dann zur Serie gekommen?
Antwort: Über ein Casting. Ich wollte nach der Schauspielschule gerne in ein festes Format reinkommen, und zum Glück hat das jetzt geklappt. Mich hat diese Herausforderung gereizt. Das Spielen einer Figur in Film und Fernsehen über einen längeren Zeitraum hat mich total interessiert und deswegen wollte ich dahin.
Frage: Auch wenn Sie die Rolle des langjährigen Assistenten Gerd Heymann von Michael Ande nicht übernommen haben, treten Sie ja in große Fußstapfen...
Antwort: Michael Ande kann man natürlich nicht ersetzen, und ich will mir auch gar nicht anmaßen, das zu versuchen. Es ist mir völlig klar, dass er da was ganz Tolles geleistet hat. Ich komme als eine andere Figur zum Team dazu. Ich hatte mit ihm selbst keinen Kontakt, habe aber natürlich viel gehört, auch Anekdoten vom Team.
Frage: Ihre Figur Lenny Wandmann hat das Asperger-Syndrom. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Antwort: Ich finde das total interessant und eine tolle Herausforderung, der ich auch gerecht werden will. Man möchte als Schauspieler Sachen nicht so halb spielen, sondern so, dass es passt. Ich habe mich da sehr intensiv vorbereitet, diverse Bücher gelesen und Gespräche mit Menschen mit Asperger-Syndrom geführt. Alles, was es gibt, habe ich versucht, aufzunehmen. Aber es gibt keine wahre Art, wie man jemanden mit Asperger-Syndrom spielen sollte. Ich möchte in kein Klischee reingehen, sondern einfach den Lenny spielen, der das Asperger-Syndrom hat. Alle Menschen sind ja verschieden.
Frage: Haben Sie sich auch andere Darstellungen angeschaut?
Antwort: Ich habe eine Folge der Serie „The Bridge“ gesehen, in der Diane Kruger eine Ermittlerin mit Asperger spielt, aber ich habe versucht, mich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Ich habe mir auch noch nicht „Rainman“ angeschaut, obwohl das natürlich bestimmt ein toller Film ist. Ich möchte nicht irgendetwas nachspielen, sondern meine eigene Figur erfinden.
Frage: Das ZDF ist nicht gerade für eine besonders junge Zielgruppe bekannt. Sehen Sie Ihre Aufgabe auch darin, das zu ändern?
Antwort: Das liegt ja nicht nur an mir. Wir arbeiten immer wieder dran, dass wir tolle und spannende Folgen machen. In Zeiten von Netflix, Amazon Prime, und was es da sonst so gibt, ist es für keine Produktion einfach, ein breitgefächertes Publikum zu finden.
ZUR PERSON: Thimo Meitner (Jahrgang 1994) ist in der deutschen Fernseh-Landschaft kein Unbekannter. In verschiedenen „Soko“-Folgen hat er schon mitgespielt, ebenso in Kino- und Theaterproduktionen. Seine Ausbildung genoss er an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin.